1.11.2020 – 14.11.2020
Wir planen unsere Ankunft in Lagos für Sonntag, den 01.11. gegen 12:00Uhr. Rückwärts gerechnet, sollten wir daher so gegen 12:00Uhr am 31.10. in Cascais losfahren. Vor uns liegen 130 sm und ca. 24 Stunden Fahrt, eine gute Gelegenheit, den neuen Motor nach Werksvorschrift einzufahren. Wir haben gutes Wetter und sind um Mitternacht schon 10 sm weiter als geplant. Tom legt sich um 01:00Uhr ein wenig aufs Ohr.

!! 02:30Uhr Motor aus !! Was zur Hölle ist nun schon wieder los? Neu starten lässt sich der Motor nicht. Hajo setzt die Genua, um das Schiff steuerbar zu halten, Tom schnappt sich das Handbuch zum neuen Motor und fängt an zu lesen. Wenn ein mechanischer Dieselmotor nicht mehr läuft, kann es nur 3 Ursachen geben, keine Kompression, keine Zuluft oder kein Diesel. Kompression schließen wir bei einem neuen Motor aus, also Luftfilter suchen und Dieselkreislauf verstehen. Nach 30 min. ist klar, dass das Manual einen Fehler hat, aber wir konnten trotzdem den Dieselrücklauf identifizieren. Flux abgeklemmt zeigt sich, dass tatsächlich kein Diesel kommt. D.h. als Erstes ist nun Filterwechsel dran, die liegen leider in der Backskiste unterm Bett, also raus damit. Das alleine war es nicht, nach einigen weiteren Versuchen steht die Ursache fest, es kommt kein Diesel mehr aus dem Tank. Wir erreichen Cabo Sao Vincente und erwartungsgemäß nimmt der Seegang deutlich zu. Es hilft aber nichts, wir müssen die Spritversorgung auf eine Kanister Lösung umbauen. Hierzu verlängert Tom die Dieselzuleitung mit einem Kupferrohr und um 07:30Uhr können wir Vollzug melden, der Motor läuft seit 15 min. stotterfrei aus dem Kanister. Den Kanister noch seefest anbinden, dann erstmal eine Coke.

Wir haben keine Ahnung, wieviel der neue Motor verbraucht, wenn wir aber nicht auch noch die Reservekanister, die wir unterhalb der Backskiste verstaut haben, rausholen wollen, dann sollten wir sparsam sein, wir segeln noch bis 08:30Uhr weiter. Dann ist kein Wind mehr da. Bis Lagos sind es noch gute 3 Stunden, da sollten 20 Liter wohl reichen, wir schmeißen den Jockel wieder an.

Wir erreichen Lagos, kontrollieren unseren Kanister nochmals, bevor wir in den Hafen einfahren, ein bisschen warm, aber definitiv noch genug Sprit. Nach der Anmeldung am Besuchersteg, geht es durch die Klappbrücke an unseren Platz. Geschafft.

Ein paar Gin Tonic und ein Abendessen später fallen wir um 18:00Uhr todmüde in die Koje. Bevor wir uns der Tankreinigung widmen, schlendern wir noch durch die Innenstadt von Lagos. Die Fußgängerzone ist attraktiv, wir vermissen aber den besonderen Charme von Cascais.


Aufgeschoben ist bekannter Weise nicht aufgehoben, die Ursache für die Tankverstopfung muss gefunden werden. Hierzu wird Hajo’s Arm Diesel dicht verpackt und nach kurzer Zeit ist der Übeltäter gefunden. Der Pfropfen hat sich vor die Dieselansaugung gelegt und dann ging nichts mehr.


Wir gehen davon aus, dass wir uns die Dieselpest eingetankt haben, in Deutschland haben wir immer nur Bio frei getankt. Seit wir unterwegs sind, hatten wir mehr Durchsatz an Diesel, als uns lieb war. Im Baumarkt besorgen wir uns noch Schlauch und Pumpe und filtern unseren Tankinhalt mehrfach durch. Zusätzlich gibt es noch eine Schockbehandlung mit Biozid. Außer ein paar kleineren Krümeln holen wir aber nichts mehr aus dem Tank. Hoffentlich war es das. Wir können die Umgebung weiter erkunden. Die Natur um Lagos ist wunderschön, die Steilküste mit ihren Grotten ist wirklich sehenswert.



Parallel haben wir noch Administratives zu erledigen. Unser Flaggenzertifikat musste mit unserem neuen Motor ebenfalls erneuert werden, das hatten wir schon in Cascais beantragt. Am Dienstag, den 03.11. ist es bei Tom’s Schwester in Deutschland eingetroffen. DPD verspricht eine Laufzeit von 2-3 Werktagen in Europa, hat aber anscheinend vergessen dazu zu sagen, dass dies für eine Teilzeitkraft gilt. Am 04.11. bei DPD eingeliefert, erreicht uns das Flaggenzertifikat endlich am 12.11., schlechte und widersprüchliche Informationen an den Kundenhotlines (DE, NL, PT) inklusive. Genug Zeit um unsere Toilettenpumpe auszutauschen, die in Lagos den Geist aufgegeben hat, und uns mit der weiteren Reiseplanung zu beschäftigen.


Wir müssen noch 25 Stunden in der Algarve motoren, damit wir die 50-Stunden- Inspektion vor unserer Überfahrt auf die Kanaren machen können. Das passt grob von Lagos nach Faro und zurück. Spanien hat aber nun neue Einreisebestimmungen: ein PCR Test, nicht älter als 72 Stunden, muss bei Einreise vorliegen. Es drohen 6000 EUR Strafe. Bei 4-5 Tagen auf See von Lagos zu den Kanaren ein unmögliches Unterfangen. Wir fragen auf den Kanaren an und warten auf Antwort. Morgen, am 16.11. geht es weiter nach Albufeirra, hier haben wir uns für eine Woche eingemietet. Dass wir wegen Corona dieses Jahr nicht in die Karibik segeln, entspannt unsere Reise extrem.
Mit der Platzbestätigung bestellen wir auch eine neue Pumpe und unser Satellitentelefon nach Albufeira. Dieses Mal nicht mit DPD sondern UPS Express und DHL Standard. Die Fahrt nach Albufeira verläuft – Gott sei Dank – ohne jegliche Zwischenfälle. Wir fahren weiterhin brav alle Drehzahlbereich des Motors, um eine optimal Einlaufphase zu gewährleisten und haben das 22 sm entfernte Albufeira nach gut 4 Stunden erreicht. Der Hafen ist gut belegt und wir bekommen eine Box für ein 60 Fuß Schiff parallel zur Hafeneinfahrt. Am Steg gibt es nur Starkstrom, wir können uns aber beim Motorboot nebenan in den Stecker einklinken.


Albufeira ist eine Touristenhochburg, die wegen Corona quasi leergefegt ist. Auch im Hafen, wenn auch wie gesagt gut belegt, ist kaum Leben. Die Altstadt besticht mit vielen kleinen Gassen und Restaurants und liegt direkt an einem langen, schönen Sandstrand.




Unsere Pakete erreichen uns pünktlich, UPS am Dienstag und DHL am Mittwoch. Leider erreicht uns auch die Antwort des spanischen Gesundheitsministeriums, dass es für Sportboote keine Ausnahme in Bezug auf die Vorlage eines PCR-Tests gibt. Nach einigen Internetrecherchen ergibt sich folgender Plan: Wir fahren in die spanische Grenzstadt Ayamonte. Zwar gilt in Andalusien ein Bewegungsverbot außerhalb der eigenen Gemeinde, d.h. über die inneren Grenzen darf man nicht einreisen. Da wir aber über die offene Staatsgrenze kommen sind wir legal unterwegs. Von hier aus werden wir auf die Kanaren segeln, d.h. wir kommen aus Spanien und benötigen keinen Corona Test. Der auf den Kanaren vorgeschriebene Corona Test gilt für uns nicht, da wir ja nicht in ein Hotel gehen, aber selbst wenn, können wir den Test vor Ort machen.

Am Freitag, den 20.11. machen wir mit dem Sonnenaufgang los und nehmen die 53 sm nach Ayamonte in Angriff. Bei eigentlich schönstem Segelwetter müssen wir Motoren, wir brauchen die Motorstunden um die erste Inspektion vor Überfahrt auf die Kanaren machen zu können. Nach 9,5h Fahrt erreichen wir den Grenzfluss zwischen Portugal und Spanien. Wir checken im Hafen ein. Einreise in Spanien – geschafft!

Vor unserer Weiterfahrt gibt es noch einiges zu erledigen, Motorinspektion, Tankreinigung und Einbau der Sattelitenkommunikation. Los geht es. Mit dem Yanmar Service hatten wir bereits aus Albufeira Kontakt aufgenommen und so ist das Thema Inspektion bereits am Dienstag, den 24.11. erledigt. Der kleine Grenzübertritt scheint noch zu funktionieren, der Yanmar Service kommt aus der portugiesischen Nachbarstadt. Zur Tankreinigung haben wir uns bei Amazon Dieselkanister bestellt, diese landen aber nicht im Hafen sondern einem nahe gelegenen Cafe. Die Gelegenheit für frisch gezapftes Bier. Die Tankreinigung beginnt mit dem ausräumen der Backskiste, leer saugen des Tanks und nochmaligem Filtern des Diesel. Der Tank hat innen keinerlei Ablagerungen.Unser Verdacht bestätigt sich, dass wir uns den Dreckklumpen eingetankt haben, der uns auf der Fahrt von Cascais nach Lagos den Ärger gemacht hat.



Die Satellitenantenne kommt hinten auf den Heckträger, das IridiumGo wird neben dem Funkgerät installiert. Für das Kabel müssen wir zunächst das Kabel vom Schleppgenerator mit Zugleine aus dem Heckträger nach oben ziehen, den Decksdurchgang aufbohren und dann alles wieder runterziehen. Nach abschrauben der Wandverkleidung in der Achterkajüte verschwindet das Kabel dann im Leerrohr, dass bis zur Innenfahrstand verläuft. Nach 4 Stunden liegt das Kabel. Alle Testläufe für das Telefon sind bestanden.

Am Sonntagabend, den 29.11. zeigt sich ein Wetterfenster ab Dienstags, das zur Überfahrt auf die Kanaren nahezu perfekt ist. Alle Arbeiten sind erledigt und wir fertig zur Abfahrt – eigentlich.

Montagmorgen erreicht uns noch eine Whatsapp aus Cascais. Unser alter Motor wurde zerlegt und der Motor hat einen kapitalen Schaden. Ein Kolben ist gebrochen und die Pleuelstange verbogen. Das Schadensbild ist eindeutig – Wasserschlag. Bei einem Wasserschlag läuft Wasser über den Auspuff zurück in den Motor. Wasser ist im Gegensatz zu Luft inkompressibel, d.h. beim Verdichten kann der Kolben nicht nach oben und der Pleuel verbiegt. Anscheinend hatten wir Glück im Unglück und hatten nur wenig Wasser im Motor, er ist ja wieder angesprungen. Beim Motortausch haben wir die Abgasanlage aber nicht geändert. Besteht die Gefahr eines erneuten Schadens? Zusammen mit Ulf wird überlegt und als einzige mögliche Ursache erscheint uns eine Fehlfunktion des Schnüffelventils. Das Schnüffelventil belüftet die Seewasserkühlung. Diese Belüftung ist wichtig, damit nach Abstellen des Motors nicht weiter Wasser in den Motorraum angezogen wird. Der Techniker aus Cascais bestätigt unsere Vermutung. Künftig wird das Ventil alle 3 Monate gewartet.


Bei den Fotos, die wir für Ulf gemacht haben um unser Abgassystem zu erklären, fällt uns auf, dass das Schauglas unseres Dieselfilters einen Riss hat und tropft. Das muss erneuert werden. Das Wetterfenster werden wir nicht mehr nutzen können, wir müssen auf das Ersatzteil warten. Zeit für die Wäsche, dieses Mal von Hand. Bisher haben wir uns immer über die anderen lustig gemacht, jetzt hängen auch unsere Schlüpfer an Deck.


Neben den ganzen Arbeiten und Troubleshooting hatten wir natürlich auch Zeit uns ein bisschen in Ayamonte umzuschauen. Ayamonte ist eine Stadt mit gut 21.000 Einwohnern direkt an der Grenze zu Portugal, die Altstadt ist schön, insgesamt ist es für unser Empfinden aber deutlich ungepflegter als in Portugal. Der Hafen ist großzügig geschnitten und liegt sehr zentral, die sanitären Anlagen sind leider in die Jahre gekommen. Der Strand liegt 6 km entfernt und es gibt hier viel Platz.