1.12.2020 – 15.12.2020
Nachdem Bukh in Bremen uns mit einem irrtümlichen Lagerbestand für das Dieselfilterglas Hoffnung auf eine schnelle Lösung gemacht hat, bringt die Nachfrage am 02.12. die Gewissheit, dass das Ersatzteil 2 Wochen Lieferzeit plus Versand nach Spanien hat. Amazon muss es richten, am Samstag, den 05.12. wird ein neuer Filter geliefert, der optisch unserem Filter entspricht. Trotz des andereren Herstellers, sind die Schaugläser identisch. Am Sonntag sind wir Abfahrt bereit.
Bereits seit Tagen beobachten wir das Wetter um ein gutes Zeitfenster für die Überfahrt zu erwischen. Sonntag, der 6.12. oder Mittwoch der 9.12 scheinen gute Tage zu sein. Mittwoch soll die Welle geringer sein als Montag und so entscheiden wir uns für die Abreise am Mittwoch den, 9.12. Basis für unsere Entscheidung waren die Vorhersagen von GFS, ECMWF sowie die von PredictWind. Unser Fahrtroute ausgewertet ergibt folgende Zusammenfassung:

Die Modelle sind sich alle einig, und auch die Animation ist beruhigend.
09.12. 10:00h
10.12. 10:00h
11.12. 10:00h
12.12. 10:00h
13.12. 10:00h

Es ist so weit, Mittwoch der 9.12. 7:45 UTC (Universal Time Coordinated) geht es los. Wir legen ab und machen uns auf den Weg. Während Ayamonte immer kleiner wird, lacht die Sonne und wir bekommen bereits mittags den versprochenen Wind zum Segeln.

Allerdings nicht halben Wind (90° zur Fahrtrichtung) sondern hoch am Wind (40° von vorne). Wir machen bei 4-5 Bft gute Fahrt. Zum Abend hin dreht der Wind weiter südlich und flaut ab, die Böen nehmen aber zu. Von unserem eigentlichen Kurs 220° sind wir bereits auf 190° abgefallen, das können wir später mit dem Westwind wieder rausfahren. Als der Wind noch weiter dreht entscheiden wir uns ein wenig zu motoren. Ein paar Stunden später hat der Wind auf WestNordWest gedreht und wir können wieder segeln. In der Nacht wechseln sich kurze Nieselschauer mit einem sternenklaren Himmel ab. Zum Nachmittag wird es am Donnerstag, den 10.12. ungemütlicher, der Wind frischt in Böen auf 6 Bft auf. Wir reffen die Segel und weiter geht’s.

Die Welle erscheint uns deutlich höher als angesagt, wir schätzen um die 3m. Nudeln kochen geht nicht, das Wasser bleibt nicht im Topf. Hajo hat aber Chilli und Bohnensuppe vorgekocht, das lässt sich warm machen. In der Nacht haben wir beide Segel ins dritte Reff geholt, das macht Wind, Welle und Kränkung erträglich. Ein bisschen Schlaf braucht man ja dann doch. Der dritte Tag beginnt, Freitag, der 11.12.

Gegen 16:00h haben wir Halbzeit, 300 sm sind geschafft. Wir gönnen uns einen segel.GIN Tonic.

Der Wind hat gedreht und kommt nun schräg achterlich, wie vorhergesagt. Die Welle ist deutlich kürzer und höher, das Genua fällt regelmäßig ein und bläst sich mit einem lauten Knall wieder auf. Ohne Materialschaden geht das nicht lange gut. Wir setzen nur das Groß mit Bullenstaak. So geht es. Der Wind dreht aber ständig und um nicht komplett vom Kurs abzuweichen müssen wir den Kurs immer wieder korrigieren und eine Halse fahren. Dies zieht sich die ganze Nacht und den nächsten Tag durch. An Schlafen ist bei der Welle nicht zu denken. Obschon wir ja irgendwie geübt sind, stoßen wir immer wieder bei den plötzlich und ruckartigen Richtungs- und Neigungsänderungen irgendwo an. Wir haben beide überall blaue Flecken. Ulf sagt uns später, dass die Wellen 5-6m gewesen sein müssen. Wie war noch die Vorhersage?

Die Nacht über motoren wir. Mit direkt achterlichem Wind ist die auch die Welle halbwegs erträglich, der nächste morgen zeigt sich versöhnlich.

Wir setzen die Segel, bis der Wind einschläft und bekommen noch 2 blinde Passagiere an Bord. Gastfreundlich versorgen wir unsere Mitreisenden, zum Dank schei.. sie und das Deck voll. Gegen 18:00h geht die Sonne unter um 20:00h erreichen wir die Marina Lanzarote.


GESCHAFFT!!!! Im wahrsten Sinne des Wortes. Noch 2 Gin Tonics und dann ab in die Koje.

Unser Route in 12:00h UTC Positionen:

16.12.2020-31.12.2020
Wir erholen uns zunächst einige Tage von unserer Überfahrt und lernen unsere Nachbarn kennen. Der Schweizer Eddi und Bremerin Almuth sind seit über 20 Jahren auf den Weltmeeren unterwegs und hatten viele interessanten Geschichten zu erzählen, von einem Torpedo, welches mit dem Anker vor Finnland gehoben wurde bis zu einem Segelschulschiff, bei dem die Mannschaft zum Gruß der SY Single Malt in die Rahen geschickt wurden. Wir haben einige schöne Abende miteinander verbracht und viel dazu gelernt.

Die Marina in Arrecife ist erst wenige Jahre alt. Insbesondere die sanitären Einrichtungen sind top. In Sichtweite befindet sich das Kreuzfahrtterminal, in dem abwechseln „Mein Schiff 2“, „AIDA Perla“ und „MS Europa“ anlegen. Zur Altstadt sind es nur wenige Minuten zu Fuß.
Wir beginnen unsere Inselerkundung mit einem Spaziergang durch die Inselhauptstadt. Die Stadt ist sauber, was uns nach dem, mit Tretminen verseuchten Ayamonte, besonders auffällt. Entlang der Promenade gelangen wir zum Strand und schlendern durch die Fußgängerzone entlang des alten Bootshafen zurück zu unserem Boot. Unterwegs gibt es für Hajo noch 2 kurze Hosen, auf dem Festland war nichts mehr zu bekommen, dort gab es nur noch Wintermode.



Für die übrige Insel besorgen wir uns einen Leihwagen, für 62 EUR gibt es 48h einen Hyundai i10 – all in. Das reicht für unsere Zwecke. Wir teilen uns die Insel ein. Einen Tag Norden mit dem Jardin de Cactus, Jameos del Aqua, Mirrador del Rio und die alte Hauptstadt Lanzarotes Teguise. Am zweiten Tag besuchen wir das touristische Puerto del Carmen, die Playa Blanca, El Golfo, die Cueva de los Verdes, den Nationalpark Timanfaya und ein Weingut. Die ganze Insel ist geprägt von dem einheimischen Künstler Cesare Manrique.
Der Jardin de Cactus ist ein herrlich angelegter Kaktusgarten mit Kakteen aus aller Welt.


Wir fahren weiter zum Jameos del Aqua. Es handelt sich hierbei um einen Lavatunnel, der heute mit Wasser gefüllt ist. Der bepflanzte Eingang verläuft über eine steile Wendeltreppe. Auf der anderen Seite des Tunnels befinden sich ein heute nicht mehr genutztes Schwimmbecken und ein Konzertsaal mit 600 Plätzen.


Bei der Cueva de los Verdes handelt es sich um Lavaröhren die vom Vulkan La Corona geschaffen wurden. Es gibt eine obere und untere Galerie, teilweise kommt man nur gebückt durch die schmalen Gänge. Die obere Galerie verbirgt ein Geheimnis, welchen nur den Besuchern unter Verpflichtung zur Verschwiegenheit offenbart wird.



Mit dem Mirador del Rio erreichen wir den nördlichsten Punkt Lanzarotes und haben einen traumhaften Blick auf das vorgelagerte La Graziosa.

Über die alte Hauptstadt der Insel, Teguise geht es zurück zum Schiff. Da müssen wir noch die Weihnachtsdeko anbringen.


Am nächsten Morgen fahren wir Richtung Süden halten an einigen Strände, im Hafen von Puerto del Carmen und in der Marina Rubicon. Von hier aus ist Fuerteventura zum Greifen nahe.



Unsere nächste Station ist El Golfo. Neben der grünen Lagune gibt es hier traumhafte Wellen und einen schwarzen Sandstrand. Tom kann sich noch lebhaft an einen Urlaub vor 30 Jahren erinnern, da führten nur schlechte Feldwege mit kratergroßen Schlaglöchern hierher. Heute ist alles geteert. Die Lagune ist ein Salzsee, der seine Farbe einer einzigen Algenart verdankt, die sich an den hohen Salzgehalt angepasst hat.


Bei den Montanas del Fuego im Nationalpark Timanfaya fährt man mit dem Bus durch die Vulkanlandschaft im Landesinneren. Von Corona hat man hier noch nichts gehört, der Bus war bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Landschaft ist aber beeindruckend.



Von den Wasserdampf speienden Rohren im Boden und dem Vulkangrill haben wir die Vorführung nicht gesehen, da wir nach der Busfahrt zunächst mit Desinfizieren, Gurgeln und Maskenwechsel beschäftigt waren. safety first.

Unser letzter Tagespunkt sind die Weinbauern auf der Insel. Jede Rebe wird mit einem Steinwall gegen den Wind geschützt. So unterscheidet sich ein Weinberg schon deutlich von denen aus Deutschland oder Frankreich. Natürlich probieren wir den Wein auch.


Wir sind von Lanzarote begeistert. Es geht auf Heiligabend zu und Hajo zaubert in unserem kleinen Schiffsofen ein Roastbeef vom feinsten. Die Soße hat er schon vor 3 Tagen angesetzt und immer weiter reduziert. Auch auf dem Schiff lässt sich feudal speisen.


Die Crew der segel.BAR wünscht allen:


Nach Weihnachten wird es Zeit für uns weiter zu fahren. Fuerteventura scheint für Segler nicht besonders gut erschlossen. Die Marinas in Puerto del Rosario und Castello werden als klein beschrieben und sollen eher keine Plätze für Gastlieger haben. Wir versuchen unser Glück und schreiben den Hafen in Castello an. Antwort gibt es keine. Also nehmen wir am 28.12. die 55 sm nach Gran Tarajal in Angriff. Kurz vor Sonnenuntergang kommen wir an und finden direkt eine freie Box. So soll es Laufen. Gran Tarajal ist wenig touristisch und der Hafen ist in kommunaler Hand, was heißt es gibt immerhin kalte Duschen. Einen Leihwagen können wir nur am Flughafen buchen, 45 min mit dem Bus. Ein Fiat 500 ist dieses Mal im Angebot 40 EUR pro Tag ist erträglich. Am Flughafen gibt es dann keinen Fiat 500 sondern einen 124 Spider. Ein Roadster Cabrio. Das Auto ist aber für die italienische Durchschnittsgröße von 1,70 konstruiert, mit offenem Dach kann man aber ganz gut sitzen. Hajo hat für die 2 Tage ein gutes Programm ausgearbeitet. Wir fangen diesmal im Süden der Insel an und machen am zweiten Tag dann den Norden.
Entlang der Costa Calma geht es zunächst zur Hafenstadt Morro Jable.


Der Fährhafen von Morro Jable hat einen kleinen Sportboothafen, 2 Außenstege sollen angeblich freie Plätze haben. Die Stege haben keine Strom und Wasseranschluss und sind zu 90% belegt, wir werden definitiv direkt von Gran Tarajal nach Las Palmas segeln. Im Hafen gibt es ein Restaurant, in dem wir einen Mittagssnack zu uns nehmen.

Gut gestärkt geht es weiter zum Aussichtspunkt Villa Winter in Cofete. Auf Fuerteventura gibt es noch die Feldwege, unser Mietwagen ist für hierfür nur bedingt geeignet. Wir spüren die harte Federung im Rücken.


Alleine die Strecke zum Aussichtspunkt hat fast eine Stunde Hinweg und eine Stunde Rückweg gekostet. Aufgrund der Straßenverhältnisse ist man eher langsam unterwegs. Der Strand von Cofete soll etwas Mystisches haben, trotzdem sparen wir uns den Weg, der wieder über einen Feldweg gelaufen wäre. Weiter geht es zum Leuchtturm von Jandia, der westlichsten Spitze von Fuerteventura.


Wir brauchen circa eine Stunde zurück zum Schiff und wollen noch einkaufen. Für heute reicht das touristische Programm. Am nächsten Morgen wollen wir den Norden der Insel erobern und starten mit dem Parque Rural. Es ist Silvester. Hier hat man einen wundervollen Überblick über die karge Landschaft Fuerteventuras.


Von hier aus fahren wir in das kleine Bergdorf Betancuria. Normalerweise von Reisebusse überrannt, haben wir Glück und es ist beschaulich ruhig.


Weiter geht es nach Lajares, hier steht die traditionelle Windmühle El Molino.

Vom Faro El Toston, fahren wir dann über den Küstenfeldweg in Richtung der Hafenstadt Corralejo, von der aus Lanzarote und die Islas de Lobos zu sehen sind. Die Brandung am Leuchtturm ist beeindruckend.




Der Abschluss unserer Inselrundfahrt ist die Hauptstadt Puerto del Rosario, in der Fußgängerzone gibt es noch einen leckeren Burger zu Mittag, dann bringen wir unser Auto zurück.


Ruhig geht es ins neue Jahr.