01.06.2020-15.06.2020
Von Ijmuiden geht es mittags weiter nach Scheveningen, die gute Wettervorhersage mit 14 kn achterlichen Wind hat uns verleitet, unseren Ausflug nach Amsterdam gegen einen schönen Segeltag zu tauschen. Der Wind hat aber keine rechte Lust und auch mit Genaker schaffen wir es nicht recht auf Fahrt. Da werden dann auch 26 sm lang, nach 2 Std. endet unsere Geduld und der Flautenschieber kommt wieder ans arbeiten. Irgendwas passt auch mit der Strömung nicht, Hochwasser war um 14:00 Uhr, erst um 16:30 Uhr ist die Strömung mit uns; müssen wir nochmal kontrollieren. 17:30 Uhr sind wir fest in Scheveningen und lassen uns bei Griechen am Hafen erstmal lecker verwöhnen. Anders als in Deutschland - ohne Registrierung.


In Scheveningen machen wir einen Hafentag und freuen uns über schönes Wetter am Strand.
Life is better in Flip Flops.


Auch nutzen wir die Gelegenheit und schauen uns die Karte, die Strömungsrauten und-tabellen wie auch die Tiden genauer an. Vermeintlich Wissende – nach Hochwasser läuft das Wasser wieder ab und nach Niedrigwasser wieder auf – werden hier eines besseren belehrt, tatsächlich dreht die Strömung erst Stunden nach Hochwasser auf ablaufend, daher wird die Planung der nächsten Streckenabschnitte doch aufwendiger. Wenn wir es jetzt richtig verstanden haben, dann gilt dieser Plan.


Und tatsächlich kommt die Strömung wie vorhergeplant und wir pünktlich nach Vlissingen.


Hier werden wir unser Schiff für ein paar Tage planmäßig alleine lassen und nach Deutschland zurückkehren, um uns von Tom’s Mutti zu verabschieden, was wegen Corona vorher nicht möglich war.


Am 09.06.2020 soll‘s weiter gehen die Planung Oostende - Calais – Bologne sur Mer. Das sind 100km von der französisch- belgischen Grenze und somit erlaubt. Ab 15.6. können wir dann hoffentlich weiter ins Land und planen, so die Grenzen dann uneingeschränkt offen sind.
!!! Es bleibt spannend !!!!

…. Und wie immer kommt es anders als man denkt. Wir starten eine Stunde früher als geplant und sind dank unserer etwas pessimistischen Planung der Strömungsgeschenke fast 2 Std. vor Zeitplan auf Höhe Oostende.

Bisher unbemerkt oder unbeachtet durch den belgischen Grenzschutz. So entschließen wir uns nicht nach Belgien einzureisen, sondern direkt nach Dunkerque durchzufahren. Wir hätten eine unbenutzte belgische Gastlandflagge preisgünstig abzugeben.

In Frankreich sind die sanitären Anlagen bereits komplett geöffnet, so dass wir unsere Dusche im Schiff erst mal wieder nicht mehr brauchen. Erste Station, wie gesagt Dünenkirchen.

Am nächsten Tag geht es direkt weiter nach Calais, die Routenplanung wird noch komplexer, da neben Hoch- und Niedrigwasser, Strömungen nun auch noch die Öffnungszeiten von Brücken und Schleusen zu berücksichtigen sind. Leider immer noch kaum Wind, so dass wir weiter motoren müssen, auf dieser Strecke aber nur mit 1500 Touren, wir wollen ja nicht zu früh ankommen. Knapp 45 min vor Brückenöffnung sind wir da und machen an einer Warteboje fest. Mit unserem Bojenhaken ein einfaches Unterfangen. Die Brückenöffnung kommt näher und ein Pulk kleiner Angelboote sammelt sich beidseits der Brücke. Wir lassen denen mal den Vortritt und schieben uns als letzter durch.

Hajo kennt Calais schon von einer früheren Reise und so geben wir unserem inneren Schweinehund nach und bleiben einfach an Bord, daher keine Fotos von Calais. Mit der letzten Brückenöffnung am Morgen geht es um 8:00h weiter auf unserer Reise, 23 sm nach Boulogne-sur-Mer. Nachdem wir das Cap Griz passiert haben, haben wir halben Wind in moderater Stärke. Da wir heute nicht eilig sind, können wir den Rest der Strecke segeln.

Zwangspause in Boulonge-sur Mer, wir streifen durch die Stadt, bunkern Lebensmittel und lassen es uns gut gehen.




Am 15.06.2020 sind die Grenzen wieder auf und es geht weiter nach Le Treport.


15.06.2020-30.06.2020
Auch wenn sich Boulogne sur Mer fast schon wie unser Wohnsitz angefühlt hat, wird es nun doch Zeit endlich weiter zu machen. Ausgeschlafen geht es um kurz vor 11:00 Uhr los und wir nehmen Kurs 185° auf das 44 sm entfernte Le Treport. Gegen 17:30 Uhr erreichen wir unser Ziel. Zum Hafen von Treport geht es durch eine Schleuse, wir kommen mit der ersten um 18:00 Uhr mit und sind um 18:30 Uhr fest am Steg. Ein Hafenmeister ist nicht auszumachen, da wir den Zugangscode zum Steg von Stegnachbarn bekommen haben, verschieben wir unsere Suche auf den nächsten Morgen. Am nächsten Morgen, der 16.06.2020, starten wir mit einem Stadtrundgang und füllen unsere Lebensmittelvorräte im nahe gelegenen Supermarkt.

Als letztes können wir dann ausfindig machen, dass wir das Hafengeld auch beim Schleusenwärter zahlen können. Der hat einen schicken PC, um die Rechnung auszudrucken aber weder Wechselgeld noch ein Kartenlesegerät, also nochmal zum Boot und Kleingeld sammeln.

Um 10:45 Uhr haben wir ausgeschleust und steuern 245° Richtung Fecamp. Alles läuft gut. Ca. 1,5 Std. vor unserem Ziel öffnet der Himmel seine Schleusen und es kommt ein Starkregen vom feinsten. Dank unseres Innenfahrstands bleiben wir trocken und hoffen, dass der Regen vorm Anlegen aufhört, was er auch tut. Nach 45 sm sind wir fest in Fecamp.


Am 17.06.2020 geht es direkt weiter nach Le Havre. Nur 25 sm, das ist schnell erledigt. Nach guten 4 Std. sind wir da. Le Havre hat seinen ganz eigenen Charme, der an Ostberlin der 90er erinnert, grauer Plattenbau an grauem Plattenbau.

Der besondere Charme Le Havres lässt uns gleich am nächsten Morgen weiter fahren, auch wenn wir wegen des Wetters verunsichert sind. Immer noch befinden wir uns im Englischen Kanal und fahren mit ablaufend Wasser mehr oder weniger westwärts. Bei Westwind, zumindest wenn er stark genug ist, schiebt die Strömung die vom Wind erzeugten Wellen auf, es entsteht eine kurze hohe Welle, die äußerst unangenehm werden kann. Vorausgesagt waren 2 Bft SW, also nichts was uns gefährlich werden könnte. Als wir morgens ins reale Wetter schauen, sind es eher 4 Bft. Wir probieren es, da auf unserer Strecke nur moderate Strömungen auftreten. Kaum haben wir den Hafen verlassen flaut der Wind auch wieder ab und alles ist gut. Gegen 15:00 Uhr erwartet uns die nächste Überraschung, der Wind dreht entgegen der Vorhersage auf NE, Segel raus. Hajo zaubert unterwegs Chilli con Carne und so gibt’s pünktlich Abendessen. Lecker! Halb acht sind wir fest im Hafen von St. Vaast-la-Houge und haben weitere 54 sm zurückgelegt.


Für heute, Freitag den 19.06.2020, haben wir uns Cherbourg vorgenommen, nur eine kleine Strecke von 25 sm. Wir fahren entlang der Küste und können immer wieder einzelne Strecken segeln, in der Nähe von Untiefen wir es zwischendurch richtig kabbelig, interessiert unsere Dicke aber nicht wirklich, sie stampft sich da durch. Spannend nochmal die Nehrströmung in der Einfahrt nach Cherbourg, dann haben wir es geschafft.

Die Wettervorhersagen lassen uns ahnen, dass wir in der nächsten Woche eher viel Wetter haben und das auch noch aus der falschen Richtung – Westen. Wir nutzen die Tage des Wartens und lassen einen Motorjockel kommen, da auf unserem Ventildeckel immer etwas Öl steht. Ursächlich hierfür war ein fehlender Schlauch von der Ventildeckelentlüftung zur Ansaugung. Ärgerlich, da wir ja extra in Hamburg dem Motor eine komplette Inspektion vom „Fachmann“ gegönnt haben inklusive Einstellung der Ventile. Auch nutzen wir den Waschsalon.

Cherbourg ist ein wirklich nettes Städtchen.


Am 24. Juni gibt es dann ein kleines Zeitfenster, um weiter zu kommen. Die Kanalinseln müssen wir aufgrund der Quarantäneregelungen der Briten auslassen und so wird es unsere erste Nachtfahrt entlang der Kanalinseln nach Roscoff. Um nicht mit der britischen Küstenwache in Konflikt zu kommen, fahren wir mit ca. 3 sm Abstand an Alderney vorbei, um dann 227° Kurs auf Roscoff zu nehmen.

Diese Kursänderung beschert uns schräg achterlichen Wind und wir können das Genacker aktivieren und machen gut Fahrt. Ab 21:00 Uhr dreht der Wind, schwächt ab und wir müssen immer weiter südlich abfallen, um noch segeln zu können. Um kurz vor zehn schläft der Wind komplett ein. Wir schmeißen den Diesel wieder an und wollen das Genacker einholen, aber der Bergeschlauch klemmt. Also alles komplett runter, was erstaunlich gut klappt. Es beginnt nun auch zu dämmern und um 23:00 Uhr ist es so dunkel wie im Bärenpopo. Dafür werden wir mit einem traumhaften Sternenhimmel belohnt. Leider ist der Versuch eines Fotos eher gescheitert, aber wir zeigen es trotzdem.

Es ist kaum Schiffsverkehr auszumachen. Hinter uns, auf dem AIS zu sehen, fährt die Horizonte, Thomas und Melanie, die wir in Cherbourg kennengelernt haben und die 2 Std. nach uns auf Nachtfahrt gegangen sind. Auch hören wir einen Funkspruch von Evilja bezüglich der Abstimmung eines Ausweichmanövers. Michael und Ann von der Evilja lernen wir später in Roscoff kennen. Um 5:00 Uhr geht die Sonne wieder auf und nach weiteren 2,5 Std. sind wir fest in Roscoff.




Es war gut, dass wir das kleine Zeitfenster genutzt haben, wieder starker Westwind und so geht unser Juni hier in Roscoff zu Ende.