01.12.2021-31.12.2021
Es ist Mittwoch, der 1.12.2021. Heute soll der neue Motor in Teneriffa ankommen. Einige Tage zuvor haben wir noch neue Fundamente für den Motor in Auftrag gegeben. Die alten wurden in Portugal aus Schwarzstahl gefertigt und nur mit einem Zinkspray lackiert, das ganze rostete bereits nach einem Jahr vor sich hin. Wir haben die Backbordseite exakt auf gemessen. Die Steuerbordseite ist nicht zugänglich, wir unterstellen Symmetrie.
Gegen Mittag fragen wir nach, wie es nun die nächsten Schritte sind und werden vertröstet, der Motor müsse zunächst durch den Zoll, die Werft hätte den Krantermin noch nicht bestätigt etc. pp. Anhand von Google Sattelitenbildern entdeckt Tom eine ortsfesten Kran an der Kaimauer, zufällig gehört er unserem Yanmar Händler. Donnerstagmorgen sollen wir erfahren wie es weitergeht. Aus Erfahrung verlassen wir uns nicht aufs Telefon sondern stehen am Donnerstagmorgen um 9:30h beim Yanmar Händler unseres Vertrauens auf der Matte. Mit Fotos vom Hafen kommen wir einen Schritt weiter. Am Freitag soll nun der Motor getauscht werden. Wir verholen das Boot das Boot von der Marina Santa Cruz in die Darsena Pesquera und am nächsten Morgen unter den Kran.
Am Montag, den 6.12. ist Feiertag auf Teneriffa, ebenso am Mittwoch den 8.12. Da der Einbau eigentlich einen Tag früher hätte beginnen sollen, haben wir uns für Mittwoch noch einen Impftermin in Hamburg zum Boostern besorgt. Yanmar will den Motorwechsel heute komplett fertig bekommen. Mal schauen.
Pünktlich um 8:15h läuft Yanmar mit großer Mannschaft auf um den Motor abzuklemmen. Das Herausheben des Motors gestaltet sich schwieriger als in Portugal, zunächst wird der Motor mit einem Wagenheber hochgebockt und dann nach vorne rausgezogen. Gegen 11:00h ist der alte Motor draußen.
On Time kommen die Motorfundamente und der neue Motor. Als die alten Fundamente ausgebaut sind, werden wir im Tausch gegen Edelstahl bestätigt.
Zunächst werden Getriebe, Lager und verschiedene andere Bauteile vom alten auf den neuen Motor umgebaut, da nur der nackte Motor geliefert wurde. Zumindest ein neuer Stundenzähler ist dabei, soweit alles gut. Das Backbord Fundament passt wie Ar... auf Eimer, perfekt. Das Steuerbord Fundament leider nicht. Die Bohrungen sind nicht doch nicht symmetrisch. Inzwischen ist es 15:00h. Der Edelstahlmechaniker kommt in Windeseile vorbei, hat aber leider keine guten Nachrichten im Gepäck. Die Anpassung kann erst am Dienstag vorgenommen werden, Mittwoch ist Feiertag, Donnerstag sind wir auf dem Rückflug vom Impfen. Der Einbau geht es am Freitag den 10.12. weiter.
Am Freitag, den 10.12 geht es frisch geimpft weiter. Jetzt passt auch das Steuerbord Fundament und gegen 10:00 h ist der neue Motor an seinem Platz. Nun muss alles wieder angeschlossen und ausgerichtete werden.
Um kurz nach 12:00 dann der große Moment. Der Motor wird gestartet. Es läuft wie eine Nähmaschine, es vibriert nichts. Perfekt. Der Sea Trial wird auf dem Weg zurück in die Marina Santa Cruz durchgeführt, hierbei begleiten uns 2 Mechaniker von Yanmar. Den See Test besteht der Motor ohne Beanstandung.
Ulf bucht für den 14.12. einen Flug nach Teneriffa. Wir starten den 2ten Versuch Transatlantik. Es wird nochmals gebunkert, vorgekocht und gewaschen. Nach einem Abschiedsessen mit Eckhard werden wir am 15.12.2021 Kurs auf die Kap Verden nehmen.
Am Mittwoch, den 15.12. klingelt der Wecker um 6:00 und wir nehmen alle noch die Gelegenheit zu einer ausgiebigen Dusche wahr. Um 7:30h legen wir mit der Dämmerung ab. Das Wetterfenster ist nicht ideal, wir werden vermutlich 2 Tage unter Motor fahren müssen. Ein aufziehendes Tief würde uns aber danach weitere 2 Wochen in Teneriffa festhalten. „Best of a bad job“. Zu unserer Überraschung können wir aber schon kurz nach der Hafenausfahrt die Segel setzen. Mit Groß und Genua geht es Richtung Süden.
Das erste Projekt ist nun die Inbetriebnahme der Hydrovane. Die Hydrovane ist eine Windsteueranlage, die das Boot konstant zur Windrichtung steuert. Das kann der Autopilot zwar auch, der braucht dafür aber Strom, auf Langfahrt ein kostbares Gut. Nach intensivem Studium der Bedienungsanleitung und einigen Versuchen ist es soweit, der Autopilot wird abgeschaltet und die Hydrovane hält die segel.BAR auf Kurs.
Je weiter südlich wir kommen, desto größer wird die Welle und die segel.BAR rollt so, dass die Genua immer wieder zusammenfällt. Wir bäumen die Genua aus. Hajo zaubert Paprika-Geschnetzeltes mit Penne zum Abendessen und so fahren wir satt in die erste Nacht.
Am späteren Abend schläft der Wind ein. Die erste Nacht wollen wir nicht mit Spinnaker fahren, Tom und Hajo haben nicht viel Erfahrung mit dem Segel und wir wollen Komplikationen in der Nacht vermeiden. Der neue Yanmar bekommt seine ersten Stunden auf die Uhr. Die Nachtschicht teilen wir in 4 Stunden-Schichten ein. Da es sehr kalt wird, werden wir das in den nächsten Nächten reduzieren.
Nach einem Frühstück in Kreuzfahrtqualität starten wir in den zweiten Tag. Wir haben gut 117sm der insgesamt gut 900sm langen Strecke erledigt. Heute wollen wir unser Angelglück versuchen und den Schleppgenerator optimieren. Ulf hat eine deutlich größeren Propeller mitgebrach, wir sind gespannt, ob der bei langsamer Fahrt einen Vorteil bringt. Wir probieren und messen und probieren und messen. Am Ende ist der aktuelle Propeller der beste Kompromiss. Wissen ist besser als glauben. Das Angler Glück ist uns leider nicht holt.
Am frühen Nachmittag haben wir genug Wind und können die Spinnaker setzen. Endlich geht es wieder unter Segeln voran. Wir hatten schon gerechnet, ob der Diesel wohl bis zu den Kapverden reicht. Ulf zeigt uns viele Tricks um den Spi zu optimieren.
Den Sundowner gibt es auf dem Vorschiff und wir werden hier von bestimmt 30 Delphinen begleitet die mit uns in den Sonnenuntergang fahren. Zum Abendessen gibt es Bolognese.
Die Nacht durch fahren wir mit dem Spinnaker und haben nach 48 h 223 sm hinter uns gebracht. Etwas langsamer als geplant, aber den Wind muss man nehmen wie er kommt. Laut Wettervorhersage müssen wir nah an die afrikanische Küste, um im Wind zu bleiben und so legen wir Kurs um 200° an. Ein kleiner Umweg. Wir sind aber zu langsam und am frühen Abend erwischt uns die Flaute. Da der Motor neu ist und bei 50 Betriebsstunden eine Inspektion braucht, versuchen wir immer wieder die ein oder andere Stunde zu segeln, wir machen „Nice 3 Knots“ – ca 6km/h Fahrt. Ein konstanter Wind soll erst am Sonntag wiederkommen.
Neben Indisch, Pizza und Lasagne verwöhnt und Hajo auch mit exzellentem Frühstück und leckeren Zwischenmahlzeiten.
Wir testen die gesamte Ausrüstung. Der Watermaker läuft und macht auch Wasser, springt aber immer wieder aus. Im Rahmen der Ursachensuche tauschen wir den Mikrofilter, zwar noch ok, aber nicht mehr ganz gut. Hierbei fällt Ulf ein Fehler auf, den Tom beim Einbau fabriziert hat. Der Filter und Druckspeicher müssen hinter der Pumpe eingebaut werden, nicht davor. Zum Glück ist alles an Bord, um das umzuklemmen. Wenige Stunden später läuft der Watermaker einwandfrei. Nach getaner Arbeit, ein seltener Anblick bei Ulf. Ausruhen in der Sonne – in Gedanken aber bestimmt schon beim nächsten Projekt.
Am Sonntag, den 19.12. kommt morgens der Wind endlich wieder konstant und der Spi bleibt für die nächsten 24 Stunden oben. Am 20.12 morgens, wir sind jetzt 5 Tage unterwegs, haben wir knapp 550 sm in Richtung Kap Verden geschafft. Der Wind frischt auf und wir haben Böen bis 20 kn, zuviel für den Spi. Wir fahren einen Kurs von ca. 240° und haben den Wind achterlich. Wir holen den Spi ein und setzen die Genua. Die fehlende Segelfläche lässt uns langsamer fahren und die aufkommenden Wellen schaukeln uns ordentlich durch. Um mehr Fahrt und somit Ruhe ins Schiff zu bekommen, setzen wir zusätzlich das Großsegel und holen es wenig später wieder ein. Das Groß schattet die Genua zu sehr ab, so dass diese zu schlagen beginnt. So segeln wir durch die Nacht. Am Dienstag, den 22.12. werden wir mit einem traumhaften Sonnenaufgang begrüßt. Die Böen fallen wieder unter 15 kn. Das sollte für den Genaker funktionieren, der Wind kommt aus 160° aufs Heck. Kaum ist der Genaker oben, schlägt eine Böe mit 20 kn ins Segel und zieht das Schiff hart nach Luv. Keine Chance gegenzusteuern. Das passiert uns zweimal hintereinander. Wieder rein und weiter mit der ausgebaumten Genua. Unser Manöver ist auf dem Kartenplotter toll zu erkennen.
Unsere geplante Ankunft verschiebt sich von Mittwoch auf Donnertag morgen. Wir senden eine kurze Mail an den Hafen und den Motorjokel, bei dem wir die Inspektion bestellt haben. Die Gastlandflagge wird gewechselt und zusätzlich setzen wir die Quarantäne Flagge, da wir den Schengenraum verlassen haben und zunächst einklarieren müssen. Am 23.12. sind wir um 8:00 Uhr Ortszeit fest am Steg. Nachdem wir einklariert haben, können wir nun Sao Vincent erkunden.
Wir haben in 8 Tagen 915sm zurückgelegt, was einem Schnitt von 4,8 kn entspricht. Wir sind zufrieden. Einige Kleinigkeiten werden wir vor der Weiterfahrt in die Karibik noch verbessern. Jetzt freuen wir uns erstmal auf Heilig Abend in der Sonne.
Unseren Bericht über Mindelo, unseren Ausflug nach Santo Antao und unsere Reparaturarbeiten liefern wir aus Martinique nach.
Am Donnerstag, den 30.12.2021 legen wir ab in Richtung Marintique.
Wir wünschen Euch allen einen guten Rutsch ins neue Jahr.