01.09.2020 – 14.09.2020
Während wir am frühen Nachmittag zur Nachtfahrt nach La Coruna aufbrechen, kommt uns Skellig entgegen, die grade in Ribadeo einlaufen möchte. Vor uns liegen ca. 80 sm. Kurz nach der Ausfahrt setzen wir die Segel und machen die nächsten 12 Stunden gute Fahrt. Auch das Genacker kommt wieder zum Einsatz. Gegen 02:00 Uhr in der Nacht müssen wir die Segel einholen, da der Wind abgeschwächt ist und die Segel durch die Welle schlagen. Um 07:00 Uhr legen wir in La Coruna an, erst 30 Minuten später dämmert es.

Zur Erholung bleiben wir 2 Nächte in La Coruna, eine lebendige Stadt an der Ecke der Biskaya.


Einen Tag nach uns kommt auch Skellig nach La Coruna und wir diskutieren das Wetter. Es steht ein weiteres Sturmtief an, das sich über mehrere Tage am Kap bei La Coruna halten soll. Eine bessere Chance zur Weiterfahrt besteht in Camarinas, ca 47sm südlich von La Coruna. So soll es sein, am 4.09. geht es nach Camarinas. Gegen 9:00h schmeißen wir die Leinen los, mangels Wind wird die Strecke unter Motor zurückgelegt. Die Welle ist auf 1,80 angestiegen, lässt sich bei 10s Abstand aber noch ganz gut aushalten. Beim Betrachten des Videos auch auf das Schiff im Hintergrund achten, das Alibi-Segel verschwindet zur Hälfte hinter den Wellen.




Als wir um 17:30 Uhr in Camarinas angekommen winkt uns schon der Hafenmeister und weist uns in unseren Platz ein. Ein schöner und, mit 20 €/Nacht, günstiger Hafen. Kurz vor der Dämmerung legt sich ein belgisches Schiff mitten ins Hafenbecken vor Anker und legt erst morgens in den Hafen um. Eine Nacht Gebühren gespart.

Der Wind kommt fast so wie vorhergesagt, das Tief ist etwas näher an uns ran gerückt. Wie soll es sein, Samstag Sturm, Sonntag Sturm, Montag Sturm, Dienstag Flaute. So stellt sich das Dilemma am Sonntag, den 06.09.2020 in Windfinder dar. Wir sind am roten Punkt.

Wir haben ausreichend Zeit, die Gegend zu Erkunden. Es ist zwar windig aber sonnig. Wir werden berichten.

Mittwoch, den 09.09. geht es endlich weiter. Von Camarinas geht es 37 sm weiter in den Rias de Muros e Noia. Auf der Fahrt dokumentieren wir Wind, Wetter und Welle äußerst akribisch. Wir wollen einmal die Qualität der verschiedenen Wettermodelle überprüfen. Hierzu hat uns Uwe noch unsere Route mit der Wetter-App von Meno Schrader ausgewertet. Das Ergebnis ist insgesamt enttäuschend, zu irgendeinem Zeitpunkt auf der Fahrt hatte jede App einmal recht, lag zu einem anderen Zeitpunkt aber völlig daneben. Die Windrichtung stimmte dieses Mal aber in allen Modellen mit der Natur überein. Nach der Ausfahrt von Camarinas sollten wir nach beiden Modellen die bei Windfinder hinterlegt sind ca. 9kn Wind haben, DWD und Schrader prognostizierten 12kn und in Böen bis 16kn Wind. Letzteres entsprach der Realität, aber auch nur für 1,5 Stunden. Um 10:15 Uhr kam die große Flaute, diese hatte nur Windfinder in der Vorhersage. Gegen Mittag frischte es wieder auf, da hatte kein Modell vorhergesehen. Beim Segeln bleibt doch immer die Überraschung wie das Wetter wird und man muss dann das Beste draus machen. Wir machen direkt nach in Muros fest, eine Kleinstadt mit etwa 9000 Einwohnern. Bei einem kleinen Stadtrundgang bekommen wir einen ersten Eindruck.


Skellig, die den Weg von Camarinas mit uns bestritten hat, bleibt noch eine Weile in Muros und möchte auch die Rias ausfahren. Wir machen uns Sorgen, da die Infektionszahlen in Spanien immer weiter ansteigen und wollen eine Quarantäne in Portugal vermeiden, da geht es bei uns am nächsten Morgen weiter in das 27 sm entfernte Santa Uxia de Riveira. Bei wenig Wind können wir doch eine Stunde segeln. Beim Spaziergang durch die Stadt mit ca. 27.000 Einwohnern lässt sich nicht erahnen, dass die Stadt bereits seit 1438 besteht. Wir sehen überwiegend Bauten aus den 1970er Jahren, allerdings finden wir einige schöne Plätze mitten in der Stadt.


Noch 2 Tage bis Portugal, am 11.09. nehmen wir Kurs auf unseren letzten spanischen Hafen, Baiona. Baiona liegt knapp 30 sm entfernt und hat einen kommunalen Sportboothafen als auch einen Vereinshafen, für den wir uns entscheiden. Der Vereinshafen liegt malerisch unter einer Festung, die Innenstadt ca. 1,5 km entfernt in Sichtweite. Da die Silhouette von Baiona uns doch stark an Riveira erinnert, schenken wir uns den Gang in die Stadt, machen ein Foto aus der Ferne und es uns an Bord gemütlich.

Am nächsten Morgen geht es ungeduscht weiter nach Portugal. Aufgrund von Corona waren die Duschen in Baiona gesperrt, der einzige Hafen in Spanien. Was soll‘s.

Gegen 12:20 Uhr MESZ ist es geschafft, wir erreichen Portugal und die neue Gastlandflagge wird gesetzt. Aufgrund der Zeitverschiebung bekommen wir noch eine Stunde geschenkt; 11:20 Uhr.

Povoa de Varzim ist der erste Hafen in Portugal und ein bekannter Badeort. Der Hafen ist großzügig, durch die Zahlreichern Fischerboote und je nach Windrichtung steht allerdings ein starker Schwell auf dem Hafen, es nuckst die ganze Nacht in den Leinen. Den nächsten Morgen erkunden wir zunächst die Strandpromenade und Neustadt und Ende in der Altstadt bei einem leckeren Bier, mit 1,10€ unverschämt preiswert.



Die Pause in Povoa de Varzim hat uns gut getan und nach Porto sind es auch nur 17 sm. Am Montag, den 14.09. geht es also weiter. Nach gut 5 Stunden erreichen wir Porto und legen uns an die Tankstelle in der Duoro Marina. Nachdem der Hafenboy aus der Mittagspause zurück ist, werden wir vollgetankt und an unseren Platz an Steg C begleitet. Für morgen steht Porto auf dem Programm.

15.09.2020 – 30.09.2020
Unser Hafen liegt direkt an der Mündung des Duoro in einem kleinen Fischerdorf mit vielen kleinen Restaurants, in denen der fangfrische Fisch auf Holzkohle gegrillt wird. Wir haben uns schon ein Restaurant für heute Abend ausgesucht. Bis zur Altstadt von Porto sind es ca. 90min. entspanntes Spazieren entlang des Flusses. Vorbei an einigen Sherry und Portweinfabriken, z.B. Sandeman. Ob die Fässer tatsächlich noch per Holzschiff transportiert werden oder ob das Arrangement nur für die Touristen ist, werden wir nicht erfahren.



Wir erreichen die Ponte Dom Luis I und entscheiden uns für die Seilbahn um die Brücke oben zu überqueren. Ein traumhaften Blick über die Stadt. Wir schlendern durch die Altstadt und lassen uns treiben. Porto ist als Ziel für eine Städtetour zu empfehlen.



Mit der historischen Straßenbahn geht es dann zurück zur Flussmündung und mit dem Wassertaxi wieder zurück in unseren Hafen. Am Abend genießen wir unseren frisch gegrillten Fisch und gehen satt ins Bett, am nächsten Morgen geht es um 5:30 Uhr im Dunkeln und viel zu früh weiter. 65 sm nach Figueira de Oz.


Mittwoch, den 16.09. steht um 05:00 Uhr morgens vereinbarungsgemäß der Sicherheitsdienst des Hafens an unserem Boot um unsere Schlüsselkarten in Empfang zu nehmen. Um 05:30 Uhr lassen wir den Motor an und nehmen Kurs auf unser nächstes Ziel. Die Ausfahrt im Dunkeln klappt ganz gut, einige Schiffe im Hafen liegen ohne Ankerlicht mitten im Hafenbecken, die Silhouetten lassen sich aber erahnen und so erreichen wir die Molenfeuer. Hier erwartet uns eine große Welle, die wir bei der Einfahrt gar nicht wahrgenommen hatten, da kam sie aber ja auch von hinten. Wir rollen und stampfen mit bis zu 35° Kränkung aus dem Hafen, nicht einfach den Kurs zu halten. Nach 15 Minuten ist der Spuk vorbei, die Welle beruhigt sich und wir nehmen Kurs auf unser Ziel. Gegen 07:15 Uhr wird es hell. Hajo übernimmt das Steuer und Tom legt sich eine Runde aufs Ohr, die zweite Flasche Wein zum Abendessen war wohl doch zu viel. Wir fahren zusammen mit den Niederländern Tiramisu und Neptune, einem Dänen, der Ydun und der Mokendeist aus Heiligenhafen. Am Abend liegen wir alle am gleichen Steg.
Den nächsten Tag nutzt Tom um das Seitenfenster neu abzudichten, bei starkem Regen tropfte es auf den Herd, Hajo erledigt derweil die Wäsche im nahegelegen Salon. Auch müssen wir mal wieder unsere Webseite auf Stand bringen. So ist der Tag schnell rum. Am 25.09. besuchen und Gaby und Uwe in Lissabon, bis dahin sind es noch etwa 120sm, wir sind also nicht in Eile und planen unsere Ankunft in Lissabon für Mittwoch, den 23.09.

Für Freitag, den 18.09. sehen wir ab 16:00Uhr einen Sturm mit Böen bis zu 35 Knoten in der Wettervorhersage. Wenn wir die 37 sm nach Nazare gut überstehen wollen, dann müssten wir gegen 07:00Uhr losfahren, daher entscheiden wir uns zu bleiben. Gegen 11:00Uhr machen Relief, Neptune und Tiramisu los in Richtung Nazare, dies bleibt uns ein Wunder. Figueira de Foz ist ein bekannter Badeort mit großer Promenade und vielen 70er Jahre Bauten, leidglich zwei kleine Viertel strahlen noch den Charme einer alten Hafenstadt aus. In der Markthalle kaufen wir noch Sepien zum Abendessen.



Am 20.09. geht es dann über 37 sm nach Nazare. Auf der Fahrt werden wir eine Zeitlang von Delfinen begleitet. Leider klappt es mit dem Video nicht so richtig, wir sollen aber eine weitere Gelegenheit bekommen.

In Nazare treffen wir Neptune und Tiramisu wieder. Unsere Entscheidung den Freitag in Figueira zu bleiben war goldrichtig. Zum Nachmittag hin gab es Böen bis zu 72 Knoten, der Segelmacher in Nazare hatte viel zu tun. Es war wohl ein lokaler Zyklon, der den Name „alpha“ bekommen hat. Abends kommt noch die Besatzung von Calypso, ein niederländischer Einhandsegler auf einen Drink an Bord und wir kommen erst gegen 03:00Uhr morgens in die Koje.

Um kurz vor zehn geht es am nächsten Morgen, Montag den 21.09., weiter. Vor uns liegen nur 25 sm nach Peniche, knappe 5 Stunden später sind wir auch schon da.

Peniche ist ein großer Fischereihafen, der Sportboothafen ist eher klein und Gastlieger können am Außensteg festmachen. Da der jedoch schon voll ist, gehen wir längsseits an eine französische Yacht, die unbewohnt aussieht. Hier werden wir auch vom Zoll kontrolliert. Es dauert insgesamt allerdings keine fünf Minuten bis Flaggenzertifikat und Pässe kontrolliert sind. Wir empfinden Peniche als ein beschauliches Hafenstädtchen.


Früh am nächsten Morgen schmeißen wir los und machen uns auf zum 46sm entfernten Cascais. Die Stadt liegt ca. 20km vor Lissabon, ein Hafenplatz in Lissabon für eine Woche war nicht zu bekommen. Im Nachhinein ein Glück. Cascais ist mit ihren 200.000 Einwohnern bekannt für einen belebten Yachthafen und schöne Sandstrände. In der Altstadt wechseln sich Souvenirläden und Restaurants ab.


Als wir in Cascais ankommen, gibt es eine Reisewarnung für den Großraum Lissabon. Uwe und Gaby müssen Ihren Flug stornieren, zumindest wollen wir aber zusammen Abendessen – und wenn es nur online ist. Wir kochen das gleiche -es gibt lecker Caipirina, Dorade in Salzkruste und viel Spaß. Mit einem „full english breakfest“ geht es dann am Morgen weiter.




Schade, dass ein persönliches Wiedersehen nicht geklappt hat, aber online war auch schön. Wir machen uns auf zur Stadtbesichtigung nach Lissabon. Ein Zug bringt uns innerhalb von 45 Minuten von Cascais in die City. Wir freuen uns auf die Oberstadt, beim letzten Mal hätten wir 3 Stunden am Aufzug anstehen müssen. Doch diesmal war dank Corona alles leer.