01.06.2022-30.06.2022
Es ist Mittwoch, der 1.6. und kurz vor acht Uhr morgens lichten wir unseren Anker in Bequai. Die erste
Stunde fahren wir unter Motor Kurs nach Westen um die Spitze Bequais zu erreichen. Ab hier segeln wir
mit der Genua. Vorbei an der „Isle a Quatre“ gehen wir hart an den Wind um Mustique anzusteuern, was uns
nicht ganz gelingt, 20 Grad liegt unser Kurs daneben. Auf Höhe des Bojenfeldes von Mustique holen wir
die Segel ein und fahren die verbleibenden 2 Seemeilen unter Motor zum Ziel.
Mustique hat eine ähnliche koloniale Vergangenheit wie die übrigen Karibikinsel. Ein Hin und Her
zwischen Franzosen und Engländer. 1958 wurde die Insel zum Preis von 45.000 £ an Sir Colin Tenant
verkauft. Die Insel hatte kaum Infrastruktur und wurde von etwa 100 Mustikern bewohnt, die sich mit
Landwirtschaft ihren Lebensunterhalt verdienten. 1960 verschenkte Tenant 4 ha Land an Prinzessin
Magaret, die an der Südspitze „Les Jolies Eaux“ baute, die erste Villa der Insel.
Bestimmt war dies der Startschuss und die Insel wurde durch den Jet Set entdeckt. 1968 schlossen sich
die Villenbesitzer zusammen und gründeten die Mustique Company, die nun die Insel verwaltet. Auf unsere
Inselrundfahrt sehen wir viele Gartenzäune und erfahren wem das Anwesen gehört. Unter anderem Mick
Jagger, Tommy Hilfiger, David Bowie und viele, viele mehr. Fast alle Villen stehen während der
Abwesenheit ihrer Besitzer zur Vermietung. Im Schnäpchenpreis von 50.000 US$ pro Nacht für ein kleineres
Anwesen sind aber Koch, Buttler und Zimmermädchen inbegriffen.
Das kleine Zentrum von Mustique ist hübsch hergerichtet, Fischmarkt, Lebensmittelhändler uns eine
Bäckerei decken den täglichen Bedarf und auch eine kleine edle Boutique darf nicht fehlen.
Berühmt ist die Basil’s Bar direkt am Hafen gelegen. Ein Treffpunkt des Jet Sets. Außer ein paar Jungs
von einem Charter Boot war es heute leer.
Zum Abendessen geht’s auf den Berg. Hier liegt das das Restaurant „The View“. Ein herlicher Ausblick
über die Ankerbucht. Bei Tag und bei Nacht.
Nach 3 Tagen geht es weiter nach Canouan, eine weitere Insel der Grenadinen. Am Samstag, den 4.06.
starten wir um viertel vor acht. 14,5 Seemeilen liegen vor uns. Unsere Batterien bedürfen einer
ordentlichen Aufladung und auch brauchen wir Wasser um die Wäsche zu erledigen. Wir entscheiden uns die
Strecke zu motoren und lassen den Watermaker laufen. Nach gut 3 Stunden haben wir wieder saubere
T-Shirts und auch Batterien und Wassertank sind voll.
Für den ersten Tag reicht uns ein Spaziergang am Strand. Schön hier. Bei „Iceman“ bestellen wir Fisch
für den nächsten Tag. Die Beilagen wollen wir im Supermarkt in der Marina kaufen und so machen wir uns
auf ca. 3 km Fußmarsch aus Charlestown Richtung Flughafen.
Der Flughafen besteht aus Ankunfts- und Abflughalle in Stroh gedeckten Gebäuden. Die Marina liegt im
Sandy Lane Marina Resort. Ein riesiger und bis auf 4 Boote verwaister Hafen mit Appartementanlage. Es
erinnert an Quinta Do Lorde. Der Supermarkt ist gut sortiert und so geht es mit prallen Einkaufstüten
zurück auf Schiff. Einen kleinen Abstecher machen wir noch in die Sauffies Bar, leider auch
verwaist.
Iceman liefert pünktlich und Hajo reinigt und schuppt den Fisch auf der Badeplattform. Filetiert wird er
auf der Usi gebraten und mit warmen Kartoffelsalat ist ein genußvoller Abend gesichert.
Am Pfingst-Wochenende hat der Sailclub eine Regatta und wir sind zum Feiern eingeladen. Die „Muttis“
haben Nudel- und Kartoffelsalat vorbereitet und neben Reis gibt es noch eine leckere Hänchen Keule. Sooo
Lecker!!!!
Canouan wir uns kulinarisch in Erinnerung bleiben. „Icemann“ hat eine kleine Bar an Strand und versorgt
die Yachten der Touristen mit Eis, Wasser Diesel und allem was sie sonst so brauchen. Seiner Meinung
nach brauchen wir Lobster. Bei einem Preis von 15 EUR pro Stück schließen wir uns seiner Meinung an und
wieder muss Hajo einige Stunden in der Küche verbringen. Es hat sich gelohnt.
Ein letztes Highlight auf Canouan bleibt uns. Eine Inselrundfahrt mit einem Mule, so nennen die
Einheimischen hier die Golfcaddies mit denen sie gerne unterwegs sind. Ein echter Spass. Da die Insel
nicht so groß ist, fahren wir 2 mal rum.
Nach 5 Tage geht es am Donnerstag, den 9.6. weiter nach Mayreaux, einer Insel, von der aus die Tobago
Cays gut zu erreichen sind. Der Wind soll auffrischen und da die Tobago Cays nur durch ein flaches Riff
geschützt sind wollen wir auf etwas weniger Wind warten.
Zusammen mit der Usi geht es ganze 7,5 sm nach Mayreaux. Aufgrund des Wetters entscheiden wir uns gegen
die „Salt Whistle Bay“ und gehen in der „Saline Bay“ vor Anker. Der Schwell soll hier deutlich geringer
sein. Auch hier werden wir bei Ankunft direkt von Boatsboys empfangen die uns über die Restaurants der
Insel aufklären.
Den Abend verbringen wir trotzdem an Bord und erkunden am nächsten Morgen die Insel. Von der Saline Bay
geht es steil bergauf zur Kirche der unbefleckten Empfängnis. Eine schöne Kirche, aber das Highlight
liegt dahinter, ein traumhafter Blick auf die Tobago Cays.
Auf der anderen Seite des Berges geht es runter in die „Salt Whistle Bay“. 20 min. später kommen wir
dort an. Karibik pur. Bunte Boote, Palmen und Strandbars. Das haben wir gesucht.
Es gibt viele schöne Restaurants auf der Insel, diese vereint eine Gemeinsamkeit, sie sind zu. Will man
Essen gehen, so muss man vorher reservieren, damit auch ein Koch und Essen zugegen ist. Das wollen wir
nicht. Bis auf einen Burger gibt es Essen an Bord.
Zwischendurch machen wir noch die Wäsche. Hierzu nehmen wir das Regenwasser aus dem Dinghi. Sauber,
weich und keinen Stromverbrauch.
Bis zu 30 Litern können wir aus dem Dinghi abpumpen.
Das Warten hat ein Ende. Am Montag, den 13.06 geht es auf die Cays. Der Wind hat nachgelassen und so
sollten es 2 angenehme Tage werden. Wir fahren nördlich in die Cays ein und da es nur 4 sm sind, die wir
von Myreaux aus fahren müssen, bleiben die Segeln dieses Mal ungenutzt.
„Mandy Man“ hilft uns beim Festmachen an der Boje und verkauft uns direkt ein Beach-Barbecue für den
Abend.
Nachdem alle Yachties mit Futter versorgt sind, wird aufgeräumt und das „Küchenteam“ fährt zurück nach
Mayreaux. Die Tobago Cays sind nämlich unbewohnt. Eine ruhige und traumhafte Nacht liegt vor uns.
Am nächsten Morgen geht es mit dem Dinghi zunächst zur kleinen Insel Baradal und zum Schnorcheln dann
nach Jamesby.
Mit ein bisschen Übung klappt es dann auch, die Handykamera im Unterwassermodus durch die wasserdichte
Hülle zu bedienen. Eine tolle Unterwasserwelt.
Am Mittwoch, den 15.06 wollen wir nach Union Island, dies wird unsere letzte Insel in St. Vincent and
the Grenadines. Hier werden wir in ein paar Tagen ausklarieren. Einen kleinen Badestopp legen wir noch
auf Palm Island ein. Palm Island ist ein privates Urlaubsresort, das seinen Ursprung 1966 hat. In diesem
Jahr wurde die Insel an Mary und John Cadwell für 99 Jahre und einen Preis von 1US$ pro Jahr verpachtet.
Eine Bedingung des Vertrages war der Bau eines Hotels, obschon das Land sumpfig und unbewohnbar war.
Durch das Anpflanzen von Kokospalmen wurde das Land zurückgewonnen der Spitzname Johnny Coconut war
etabliert. 1999 wurde das Hotel verkauft und umfangreich renoviert.
Unser heutiges Ziel Union Island ist in Sichtweite. Nach 30 min. motoren sind wir dort. Entgegen den
Berichten in unseren Hafenhandbücher gibt es Mooringbojen vom Marine Park, der gleiche Verein, der uns
die Bojen in den Cays vermietet hat. Wir nehmen eine Boje.
Gut gelaunt geht es mit dem Dinghi zum Steg und wir gönnen nach einem harten Tag auf See einen leckeren
Drink. Clifton ist wirklich beschaulich.
Am Abend wird Hajo wird aus der Kombüse verbannt, Uschi macht leckere Pfannkuchen für uns.
Satt und müde geht’s auf die segel.Bar und in die Koje. Wie immer in der ersten Nacht schläft Tom eher
unruhig. Gegen Viertel nach Vier in der Nacht gibt es ein lautes Rumsen. Das Geräusch lässt nichts gutes
vermuten und Tom springt an Deck, Hajo folgt. Mit der Taschenlampe versuchen wir uns zu orientieren, wir
sind nicht mit einem Boot zusammen gestoßen liegen aber nicht mehr an unserem Platz. Wir sind auf das
Riff vertrieben, das den Hafen von Clifton in der Mitte teilt. 2 Leinen sind binnen 16 Stunden an der
Mooring durchgescheuert.
Wir starten die Elektronik und den Motor und fahren nach Plotter langsam ins tiefere Wasser. Der
Windschutz zwischen Bimimi und Sprayhood muss noch rausgebaut werden, damit das ganze kein Blindflug
wird. Wir fahren zurück in Richtung Boje und schmeißen den Anker. Erstmal wieder fest.
Gute 200m sind wir durch die Bucht getrieben, ein Glück dass wir kein Boot gerammt haben.
Zwischenzeitlich haben wir 5 Uhr und es dämmert bereits. Schlafen können wir eh nicht mehr, also kocht
Hajo erstmal Kaffee. Langsam beruhigen wir uns ein wenig, unsere Wut auf den Marine Park wächst im
Gegenzug.
Wir fahren mit dem Dinghi zur Boje und man kann deutlich sehen, dass oberhalb des Daumens Rostpickel
abgerieben sind, hier ist blankes Metall. Wir sprechen der Ranger vom Marine Park darauf an. Seit dem
Versprechen sich zu kümmern haben wir den jungen Mann nicht mehr wieder gesehen. Was ein Arschloch.
Einen Tauchgang später wissen wir, dass sich der Schaden auf ein paar Kratzer im Antifouling am Kiel
beschränkt. Glück gehabt. Auf den Fotos unten kann man die Untiefe im Hafen gut erkennen und auch die
Strecke die wir vertrieben sind.
Nach einem Tag Ankerwache sind wir sicher, dass der Anker sitzt und hält. Abtauchen ist bei 8m
Wassertiefe leider nicht möglich. So begeben wir uns am Freitag, den 17.06. auf Schusters Rappen in
Richtung Ashton, der zweiten Stadt der Insel. Entlang des Weges begegnen uns freilaufende Kühe und wir
können die Kaktusblüte bewundern. Vorbei an der Ashton Bay kommen wir in die Stadt.
Entlang der Hauptstraße reihen sich Minimärkte, Bars und Restaurants aneinander. Alles ist sehr
aufgeräumt und freundlich. Wir mögen es.
Auf dem Weg zurück entdecken wir, weshalb wir eigentlich den Weg angetreten sind, den Eingang zur
verlassenen Marina in Ashton.
Anfang der 1990er Jahre sollte in der Ashton Bay eine Marina für 300 Yachten entstehen. Ein
angegliederter Freizeitpark mit Golfplatz sollte für Touristen und Arbeitsplätze sorgen. Hierzu wurde
eine Verbindung von Union Island zu Frigate Island aufgeschüttet. 1995 ging der Investor Pleite und die
Baustelle blieb sich selbst überlassen.
Heute führt eine Brücke in die verlassen Baustelle und vereinzelt ankern Schiffe in den Hafenbecken oder
vor Frigate Island. Mit Mitteln der KfW wird versucht, den ökologischen Schaden, der hier entstanden ist
wieder zu beheben. Immer wieder spannend wo Steuergelder landen.
Lunch holen wir vom Straßen Grill. Schweinekotelett mit Nudeln und BBQ für unter 7 EUR. Man muss sich
halt trauen. Und Lecker war‘s.
Am nächsten Morgen unternehmen wir eine weitere Wanderung. Auf 345 Fuß liegt Fort Hill und verspricht
einen Rundumblick auf die Cays, Mayreaux, Petit Martinique und Carriacou. Der Aufstieg ist steil und die
„Straße“ schlecht. Hinter dem Tor entdecken wir aber ein Auto. Man kann die Strecke also auch fahren.
Der Blick über die Insel ist wirklich beeindruckend.
Zurück in Clifton proviantieren wir reichlich und machen uns fertig für die Weiterfahrt.
Am Montag, den 20.06 verlassen wir St. Vincent and the Grenadines und segeln etwa eine Stunde nach
Carriacou. Hier treffen wir Andreas und Andrea von der Lady Jean wieder und feiern unser
Wiedersehen.
Unsere erste Amtshandlung ist ein Ausflug nach Hilsborough. Dies geht von der Tyrell Bay, in der wir
ankern, mit dem 10er Bus. Das Kaltwasserventil in der Küche hat den Geist aufgegeben und wir versuchen
seit Union Island vergeblich Ersatz zu bekommen.
In Hilsborough wohnen etwa 1000 der 10.000 Einwohner Carriacous. Das Zentrum liegt entlang der Main
Street. Vom Strand aus kann man nach Sandy Island herüber sehen.
Nach 30 min in Noel‘s Hardware Shop haben wir einen Wasserhahn für die Küche mit Anschluss für kaltes
und warmes Wasser mit einer Einlochmontage. Üblich ist in der Karibik nur ein Kaltwasserhahn in der
Küche und beim Warmwasser gibt es eine Dreilochinstallation. Zufrieden mit unserem Jagdglück geht es im
völlig überfüllten Minibus zurück in die Tyrell Bay. Bis zu 15 Personen passen hier in einen Bus der
nicht größer ist als VW T5.
Zurück auf dem Schiff geht es los. Alter Hahn raus, neuer Hahn rein und mit ein paar Adaptern aus der
Klempnerkiste passt dann alles zusammen. Wasser marsch - alles dicht - fertig!
Wie es aber immer so ist, ist ein Problem gelöst, steht das nächste schon an der Tür und klingelt. Seit
dem 1.Juni ist in der Karibik offiziell die Hurrikansession eröffnet. Jeden Tag kontrollieren wir die
einschlägigen Internetseiten und beobachten seit einigen Tagen eine Störung, die sich nahe den Azoren
gebildet hat. Zwischenzeitlich wird für Carriacou Wind mit Böen bis zu 50 Knoten vorhergesagt und die
Wahrscheinlichkeit, dass die Störung zum tropischen Sturm wird ist von 20% auf 90% gestiegen.
In der Nacht von Dienstag, den 28.06 auf Mittwoch den 29.06 soll das „Biest“ auf Carriacou ankommen. 4
Optionen stehen zur Wahl. Hoffen dass es nicht so schlimm kommt und mit viel Ankerkette in der Bay
bleiben, Richtung Süden abhauen, Schiff an Land aufbocken und verzurren oder in die Mangroven verholen.
Am Samstag, den 25.06 ist die Entscheidung gefallen, wir werden morgen zusammen mit Lady Jean und der
Usi in die Mangroven verholen. Auch die Einheimischen fangen an die ersten Boote zu verlegen.
Unser Schwenkkiel ist Gold wert. Um in den hinteren und sichersten Teil der Mangroven zu kommen muss
eine Steinbarriere mit 1,20-1,50 Tiefe passiert werden. Sollte kein Problem sein. Trotzdem fahren wir
langsam an die Stelle ran und laufen auf – es rumpelt und wir stehen. Unbemerkt ist der Kiel wieder nach
unten gegangen, ein Schalter hatte sich verklemmt. Kiel wieder nach oben und weiter geht es.
Zunächst wird Hajo in den Mangroven ausgesetzt und bekommt dann eine nach der anderen Leine um sie
festzumachen. Man muss schon genau hinschauen um Hajo in den Mangroven zu finden.
Nachdem der Heckanker ausgebracht und festgezogen ist, geht es ans nächste Boot. Final liegen 4 deutsche
Boote in der Ecke – wir nennen es das deutsche Eck.
Unsere Entscheidung wird bestätigt, eine weitere Störung hat sich gebildet und läuft der ersten
hinterher. Der Vorbote des Sturms sind richtig starke Regelfälle. Bis zu 60 Litern Wasser pumpen wir aus
unserem Dinghi, und das nach nur einer Nacht.
Bevor der Sturm ankommt klappen wir noch das Bimimi weg und harren der Dinge. Von den 35 Knoten, die der
Windmesser anzeigt, bekommen wir an Deck nicht viel mit. Tatsächlich schlafen wir die Nacht durch. Wir
warten noch die Entwicklung der Welle und der zweiten Störung ab und verlassen am Donnerstag, den 30.06.
die Mangroven.
Der Sturm ist südlicher als erwartet an uns vorbei gezogen und erst nachdem er auch die ABC Insel ohne
Schäden passiert hat bekommt er heute den Namen Bonnie. Das Verholen in die Mangroven war für uns eine
wertvolle Erfahrung, auch wenn es in der Nachschau vielleicht nicht nötig gewesen wäre. Die
Survivalparty gibt es im Gallery Cafe bei leckerem indischem Essen. Wir wollen weiter nach Grenada und
für ein paar Tage den Luxus einer Marina genießen.