01.12.2021-31.12.2021
Nach
einem Neujahrs Gin Tonic geht es dann auch direkt wieder in die Kojen. Die Nacht war unruhig und wir
haben alle wenig geschlafen, der Neujahrsmorgen schenkt uns aber einen schönen Sonnenaufgang. Bei der
Kontrolle der Batterie fällt uns ein recht geringer Ladezustand auf, während der Nacht hat der
Schleppgenerator Gras gefangen und somit keinen positiven Beitrag zur Energiebilanz geleistet. Wir
lassen den Motor laufen und machen parallel unseren Wassertank wieder voll.
Neujahr und der 2.Januar verlaufen ohne besondere Vorkommnisse. Wir angeln Seegras, Hajo zaubert
leckerstes Essen und neben der Hausarbeit gibt es auch Zeit zum Entspannen. Schließlich ist ja auch
Wochenende.
Am
Montag, den 3.1. haben wir um 8:00h 444sm zurückgelegt. Durch den stärkeren Wind konnten wir unsere
Durchschnittsgeschwindigkeit nach oben korrigieren. Nach dem Frühstück wollen wir unser Rundsegel
ausprobieren. Der Wind ist auf 3 Bft runtergegangen. Noch kurz auf die Pipi Box und dann soll es
losgehen. F*ck! Die Pumpe streikt. Das hat nun Prio. Die Backskiste wird leergeräumt und Tom baut die
Pumpe aus. Man sieht immer erst wieviel in so einer Backskiste drin ist, wenn der Inhalt daneben steht.
Zunächst wird die Ersatzpumpe eingebaut. Eine mögliche Reparatur der alten Pumpe wird vertagt.
Nach
1,5 Stunden wird Vollzug gemeldet. Die Toilette ist wieder einsatzfähig.
Wir schauen uns nochmal das
Begleitvideo zum Rundsegel an und schreiten dann zur Tat. Sicherheitshalber lassen wir den Motor laufen
und steuern nicht mit der Windfahne sondern mit dem Autopiloten.
Wir hängen das Segel wir beschrieben
ans Spi-Fall und die Genacker Trimmleine. Nachdem auch die Bergeleine montiert ist lassen wir das Segel
aufsteigen.
Das
Segel steht gut. Bei 3 Bft machen wir 4kn Fahrt durch Wasser. Das Rollen bleibt aber im Schiff. Wir
trimmen das Segel, können aber mehr Fahrt nicht rausholen. Das Einholen des Segels klappt gut. Das
Spi-Fall auf eine zuvor markierte Länge einholen und dann die Trimmleine fieren bis das Segel einbricht.
An der Bergeleine lässt sich das Segel nun an Deck ziehen.
Mit
Genua geht es dann wieder weiter. Tom muss nochmal in die Backskiste um einen Borddurchlass
nachzuziehen, beim dem einige Tröpfchen Wasser zu sehen waren. Nachdem das erledigt ist, wird im Schiff
aufgeräumt und nach dem Abendessen geht es in die 5. Nacht.
Dienstag, der 4.1. plätschert vor sich hin und auch die folgende Nacht bleibt ruhig. Am Mittwoch den
5.1. bringt Tom mit der Dämmerung um 8:30h den pinken Octopusköder aus, den er in Tneriffa gekauft hat.
45 Minuten später ist es soweit, ein Fisch hängt an der Angel. Wir reffen das Segel um etwas Fahrt aus
dem Schiff zu nehmen und holen langsam die Angelleine ein. Vorsichtig hebt Hajo den Fisch aus dem Wasser
und er landet im bereitgehaltenen Käscher. Ein Mahi-Mahi.
Küchenfertig zerlegt und
filetiert kommt er abends mit Bratkartoffeln auf den Tisch. Er ist nicht umsonst gestorben.
Bevor es zum Abendessen kommt, muss Tom aber noch eine Aufgabe erledigen. Die alte Toilettenpumpe war
nach über einem Jahr Einsatz ordentlich verkrustet und hat deshalb nicht mehr funktioniert. Den groben
Dreck hatten wir schon mechanisch entfernt und die Pumpe dann in ein Zitronensäurebad eingelegt. Am Ende
ist die Pumpe quasi fabrikneu und wieder funktionsfähig.
Weiter geht’s nach Westen. Unsere Dicke arbeitet sich durchs Wasser.
In
der Nacht zum 7.1. wird der Wind stärker, die Wellen sollen in den nächsten Tagen folgen. Vorausgesagt
sind Wellen bis 3,20 m und einer Frequenz von 8,5 Sekunden, der Wind soll in Böen Windstärke 7
erreichen. Wir reffen die Genua vorsorglich ein, um eine ruhige Nacht zu haben.
Während der Nacht
begegnen uns die ersten Squalls. Squall bedeutet aus dem Englischen übersetzt Böe und das beschreibt das
Phänomen recht treffend. Die Squalls lassen sich auf dem Radar gut erkennen und verfolgen. Der Wind
nimmt schlagartig zu, weshalb man rechtzeitig gerefft haben sollte, gerne kommt noch ein ordentlicher
Regenschauer hinzu. Im Laufe der weiteren Reise trifft uns auch der ein oder andere Squal, insgesamt
haben wir aber Glück und können den größeren ausweichen.
Mit
dem Sonnenaufgang beginnt ein neuer Tag. Heute, am Freitag, den 7.1 machen wir um 15:00h die 1000
Seemeilen voll. Prost.
Die
Welle steigt und bis zum Nacht auf den 10.1. behalten wir die 3,20m hohe Welle. Unsere Dicke zeigt ihre
hervorragende Seegängigkeit und wiegt uns sicher und unbeeindruckt durch die See.
Die Hydrovane haben
wir, Dank Ulfs ausdauernden Versuchen, immer besser im Griff. Eine der wichtigsten Einstellungen ist der
Rudertrimm. Ist der Trimm zu stark, steuert das Schiff bei wenig Wind zu stark nach Lee, bei zu wenig
Trimm, luvt das Schiff in der Böe deutlich zu stark an. Insgesamt sollte es so eingestellt werden, dass
die Windfahne selten in die maximale Auslenkung geht. Das Ruder setzen wir mittlerweile mit Spanngurten
statt mit Leinen fest. Hierdurch lässt sich der Trimm zwischendurch einfach anpassen.
Die
weiteren Tage verbringen wir mit Lesen, Videos schauen und Spleiß Arbeiten. Ein Projekt war die
Herstellung von Softschäkeln. Nach einigen Versuchen lässt sich das Ergebnis sehen. Der Einfachheit
halber haben wir das Badezimmer auf die Badeplattform verlegt, vermutlich heißt die deshalb auch so. Mit
Seewasser wird vorgeduscht und zum Schluss mit Süßwasser nachgespült. Nur der Tom nimmt für alles
Süßwasser – Weichei.
Die
letzten 10% der Reise verbringen wir im Ankommens Modus. Wir wollen wieder festen Boden unter den Füßen
und einen Teller mit Messer und Gabel. Aufgrund des Seegangs gab es das Essen in den letzten Tagen fast
immer aus Schüssel. Immer wieder zaubert Hajo aber noch Highlights aus der Küche. Seine Logistik ist
perfekt, wir haben bis zum letzten Tag frisches Obst, Eier und Gemüse und ganz wichtig: auch der Gin
reicht bis in den Hafen.
Am Sonntag, 16.1. ist es gegen 12:00h Bordzeit (UTC) soweit, wir sehen
Martinique. Um 17:30 sind wir am Steg fest. Vor Ort ist es 13:30h.
ATLANTIC X-ING – DONE.
Kaum am
Steg fest, bekommen wir Besuch von Isas Sohn und seiner Freundin. Tinka und Lars sind unser
Empfangskomitee mit Luftballon und Welcome-Gin. Wir freuen uns riesig. Isa und Eckhard stoßen auf den
Kanaren mit uns an.
Wir
verabreden uns für morgen zum Abendessen. Lars und Tinki suchen ein tolles Restaurant in Saint Anne aus.
Wir sitzen über dem Wasser und genießen den Ausblick, wie auch unser Essen.
Den Tag
über haben Tom und Ulf sich mit den Einreisebestimmungen der anderen Länder beschäftigt und kommen zu
einem ernüchternden Ergebnis. Aktuell ist die Covid Inzidenz in Martinique innerhalb von 2 Wochen von
quasi 0 auf über 3000 hochgeschnellt. Ob sich die Einreisebedingungen auf die Insel hierdurch ändern ist
nicht abzusehen. Für einen Abstecher nach St. Lucia brauchen wir je einen PCR-Test hin und einen zurück,
für alle 3 Mann macht das schlappe 900 U$. Ulf entscheidet sich seinen Flug auf den 21.1. vorzulegen.
Für die verbleibende Zeit nehmen wir einen Mietwagen, um die Insel ein wenig zu erkunden. Die Abende
verbringen wir in den Hafenrestaurants und nach der Sperrstunde an Bord.
Am
Mittwoch den 19.1 brechen wir mit unserem Leihwagen, ein fast schrottreifer Renault Clio, auf und fahren
entlang der Westküste zum „Memorial Cap 110“. Ein Denkmal an die Sklaverei auf Martinique. Vor dieser
Küste ist ein Sklavenschiff gesunken, bei dem fast alle Menschen ums Leben kamen. Weiter geht es zum
Diamand, einem vorgelagerten Felsen, der an einen Diamanten erinnert.
Wir
fahren weiter entlang der Küste in Richtung Fort de France, der Hauptstadt der Insel. Unterwegs halten
wir an einem kleinen Markt und essen ein paar Accras, frittierte Häppchen mit unterschiedlichem Inhalt.
Einen weiteren Stopp machen wir in Les Trois Ilet. Ein schöner Strand, aber irgendwie sind alle Bars
geschlossen und teilweise sehen die Gebäude recht herunter gekommen aus.
Wir
entscheiden uns, durch den Regenwald zurück zum Hafen zu fahren. Für den nächsten Tag fahren wir zur
Habitation Clement, einer Rumbrennerei. Die Brennerei liegt in einem aufwendig angelegten Park mit
fragwürdiger Kunst. Große Lagerhallen, die historische Gutsanlage und die zum Verkaufsraum umgebaute
alte Produktion beeindrucken uns umso mehr.
An
Ulfs letztem Abend sind wir bei Lars und Tinki zum Grillen eingeladen. Die beiden reisen auch morgen ab
und haben denselben Flieger wie Ulf. Am nächsten Tag nehmen sie Ulf mit zum Flughafen und nach 13
Stunden Flug landen alle wohlbehalten zunächst in Paris und dann in Hamburg. Es waren schöne Wochen mit
Ulf auf der segel.BAR.
An Hajos Geburtstag, es ist der
22.01, beschäftigen wir uns mit intensivem Nichtstun.
Am
23. Januar müssen wir unser Boot umlegen, da der Inhaber unseres aktuellen Liegeplatzes zurückkommt. Wir
starten den Motor und machen uns auf, einen Steg weiter wieder festzumachen. Plötzlich geht der
Bilgenalarm los und die Bilgenpumpe spuckt einen ordentlichen Strahl aus dem Borddurchlass. Eine kurze
Kontrolle ergibt, dass wieder die Wellendichtung undicht ist. Die Bilgenpumpe schafft aber mehr Wasser
raus als reinkommt. Am neuen Liegeplatz fest schieben wir den Edelstahlrotor wieder nach hinten und
sichern ihn provisorisch mit einer Schlauchklemme. Irgendwie müssen die Madenschrauben ab geschert
sein.
Neue Madenschrauben gibt es im Original Maitenance Pack von PYI. Da der auf Martinique vorrätig
ist, scheint das Problem häufiger aufzutreten. Ein Auskrantermin bekommen wir erst für Ende Februar und
so finden wir eine andere Reparaturlösung. Die Teile hierzu sind nun per UPS Express auf dem Weg zu uns
und kommen Anfang Februar an. Wir warten mal wieder auf Ersatzteile.
Die Zeit vertreiben wir uns mit
Lady Jean, der Tuvalu, Dinghifahren und am Strand.