01.11.2021-30.11.2021
Der Countdown läuft. Hajo rollt den Hackenporsche täglich zum Einkaufen und wir
durchsuchen die Regale um die Lebensmittel mit langen Haltbarkeitsdaten zu erwischen. Unser Vorschiff
füllt sich mehr und mehr. Das müssen wir alles noch ordentlich verstauen, damit Ulf auch einen
Schlafplatz hat. Auch die Backskiste mussten wir leerräumen, die neue Auspuff Anlage ist auch noch nicht
montiert. Tom montiert die Bretter für die Reservekanister, baut einen Flaschenzug für Mann-über-Bord
usw. usw. Mit der ganzen Lastumlagerung nach vorne ist die segel.Bar fast 10 cm eingetaucht.
Auch bei Ulf laufen die Vorbereitungen. Er hat uns noch 2 Mastaugen für die Spibäume geschweißt und
bringt einen 1200W Spannungswandler mit, damit die Stromversorgung mit 220V gesichert ist. Das Teil
wiegt schlappe 8 kg und passt kaum in die Tasche.
Am Dienstag, den 09.11. sind endlich alle Ersatzteile da und der Mechaniker kommt an Bord, um die neue
Auspuffanlage zu montieren. Es geht nur schleppend voran, der neue Wassersammler steht an seinem Platz,
der Hi-Riser Elbow ist installiert. Der Borddurchlass muss beim Edelschweißer angepasst werden, die
Teile hierzu kommen aber erst am nächsten Tag. Pause bis zum 11.11.Dann geht es weiter. Ein weiteres Mal
wird die Arbeit unterbrochen. Der neue Abgasschlauch ist dicker als der alte, daher müssen die Löcher in
den Schotts vergrößert werden. Die altersschwache Bohrkrone verliert gegen die englische Wertarbeit und
stirbt bei uns an Bord einen qualvollen Tod.Am Freitag den 12.11. ist dann rechtzeitig von Ulfs Ankunft
Finale. Mit neuer Bohrkrone liegen die Leitung binnen kurzer Zeit, alles wird angeschlossen und nach dem
Start kommt Wasser aus dem Auspuff. Der Kompressionstest wird abgebrochen, da die Verschraubungen des
Messtools nicht auf unseren Motor passen. YANMAR?! – Am Dienstag soll es ein Spezialtool geben. Das
Ergebnis lässt sich aber sehen. Es ist deutlich mehr Gefälle zwischen Motor und Wassersammler und auch
die Senken im Seewasserkreislauf sind weg.
Wir können aber Ulf Kabine aufräumen und die Lebensmittel wandern Tüte für Tüte in den Kleiderschrank
der Achterkajüte. Alles passt rein. Damit wir die Sachen wiederfinden sind die Tüten nummeriert und Hajo
hat eine große Excel Liste mit dem Inhalt einer jeden Tüte.
Ulf landet am Samstag, den 13.11 pünktlich in Teneriffa. Bereits seit einigen Tagen konferieren
Ulf und Hajo über das Wetter und unser Starttermin kristallisiert sich heraus, Mittwoch der
17.11.
Grade angekommen erhält Ulf die schlimme Nachricht, dass sein bester Freund plötzlich
gestorben ist. Nach vielen Telefonaten entscheidet sich Ulf zu bleiben und die Reise fortzusetzen. Auch
Nils hätte das so gewollt. Um uns abzulenken nehmen wir die Bord-To-Do Liste und arbeiten sie Stück für
Stück ab, viele Arbeiten wollten wir in den 3 Wochen auf See erledigen. Auch suchen wir einen Platz für
den Spannungswandler.
Am Montag fahren Ulf und Tom in den Baumarkt und holen Steckdosen und Kabel für
die Installation des Spannungswandlers. Während Ulf und Tom mit dem Einbau beginnen, kocht Hajo unter
schwersten Bedingungen Essen für die Überfahrt vor, überall liegt Werkzeug und Kabel müssen immer da
gezogen werden, wo Hajo sich grade einen Platz gesucht hat. Am Ende ist alles fertig – auch das Dinghi
ist fest an Deck vertäut und das frische Obst und Gemüse hängt in den Netzen am Heckkorb.
Den
formellen Teil unserer Abreise haben wir auch erledigt und uns bei der Policia Maritim ein
Clearance-Formular abstempeln lassen. Wir verlassen die EU und Schengen, jetzt braucht Alles
Formulare.
Auch
am Dienstag, den 16.11. klappt es nicht mit dem Kompressionstest. Tom ist richtig sauer und wird laut.
Der Hinweis, dass die Rechnung erst bezahlt wird, wenn der gesamte Auftrag erledigt ist, zeigt Wirkung.
Yanmar zaubert einen Dieselspezialisten aus dem Hut der nun Mittwochmorgen, vor unserer Abfahrt den
Kompressionstest machen soll. Mit 45 min. Verspätung kommt der Speziallist und die Kompressionsmessung
startet. Zylinder 1 – 29 bar. Top-Wert. Zylinder 2- 29 bar. Zylinder 3 – 26 bar – Sche***. Ruhe
bewahren. Kontrollmessung. Gleicher Wert. Der Motor hat den Wasserschaden nicht überstanden.
Während
der Mechaniker den Motor wieder zusammen baut, beratschlagen wir, was wir tun. Hält der Motor bis
Martinique oder begeben wir uns leichtsinnig in eine Gefahrensituation, wenn wir mit dem Motor
weitermachen. Nach 30 min. steht die Entscheidung. Wir brechen ab und der Motor muss hier getauscht
werden.
Wir trinken mehrere Gin Tonic. Heute können wir nicht entscheiden, wie wir weiter machen. Isa
und Eckhard überreden uns zum Abendessen. Trotz der miesen Situation wird es ein schöner Abend.
Mit etwas Abstand betrachten wir die Situation. Selbst wenn alles schnell läuft, wird der Einbau
des Motors 2-3 Wochen dauern. Für Tom und Hajo eine schmerzliche Verzögerung der Reise, bedeutet es für
Ulf der Abbruch der Reise, auf die er ein Jahr hingearbeitet hat. Alles nur, weil ein Yanmar
Haupthändler nicht in der Lage, oder vielleicht nicht willens ist einen Kompressionstest zu machen. Es
waren mehr als 8 Wochen Zeit dafür.
Am Donnerstag, den 18.11. schreibt Tom eine wohl formulierte
Email nach Portugal, schildert das Ergebnis des Kompressionstest, erwähnt das unabhängige Gutachten und
fordert aufgrund des Einbaufehlers einen neuen Motor und weiteren Schadensersatz.
Für Ulf buchen wir
schweren Herzens einen Rückflug nach Deutschland, vielleicht schafft er es ja uns zumindest bis zu den
Kap Verden zu begleiten. Auf Teneriffa zu warten, macht für ihn keinen Sinn.
Und dann geht es
schneller als wir gehofft hatten. Auf Toms Email kommt die prompte Antwort, dass wir das Gutachten,
dessen Kosten Sie übernehmen, bitte an den portugiesischen Händler schicken sollen. Sie werden sich dann
mit Yanmar und dem Mechaniker beraten. Am nächsten Abend die für uns gute Nachricht, wir bekommen einen
neuen Motor. Er ist im Lager in Barcelona und soll Ende November auf Teneriffa ankommen.
Nach all den
Aufregungen nutzen wir die Zeit und konnten unseren Reisebericht aktualisieren, was vorher immer wieder
verschoben wurde.
Am Samstag, den 27.11. will Eckhard mit der Kehhrwieder los. Er möchte auf direktem
Weg nach Martinique, wo Isa ihn erwarten wird. Am Abend vorher schauen Eckhard und Hajo nochmal in
Wetter und wir gehen gemeinsam Essen. Am nächsten Tag wird ausklariert und dann geht es um 12:30h
los.
!!! Gute Fahrt und Fair Winds !!!
Die erste Nacht hat Eckhard gut überstanden, gegen 11:00h
dreht er aber nach El Hierro ab. Wir machen uns Sorgen was passiert sein könnte. Im Hafen angekommen
erfahren wir, dass Eckhard aus persönlichen Gründen abgebrochen hat. Es tut uns sooo leid, dass Eckhard
seinen Lebenstraum nicht erfüllen konnte. Eckhard ist auf dem Weg zurück nach Santa Cruz, wo die
Kehhrwieder die nächsten Monate liegen bleibt. Die beiden werden nun mit dem Flieger in die Karibik
gehen. Hoffentlich treffen wir uns da.
Wir werden berichten, wie es mit dem Einbau weitergeht und ob
wir Weihnachten auf hoher See Feiern werden.