01.04.2021-30.04.2021
Während wir das Wetter für unsere Weiterreise beobachten, haben wir ausreichend Zeit Santa Cruz de La
Palma zu erkunden, das hatten wir bisher ausgelassen. Die Hauptstadt hat knapp 16.000 Einwohner und das
historische Zentrum liegt entlang der Avinida Maritima, der Uferstraße. Diese verläuft zwischen einem
wunderschönen schwarzen Sandstrand und einigen alten Gebäuden im kanarischen und kolonialen Stil mit
teils aufwendig gearbeiteten und toll bepflanzten Holzbalkonen.
Die Calle O’Daly verläuft parallel zur Hauptstraße und beherbergt neben zahlreichen kleinen Geschäften
und gemütlichen Restaurants auch das Rathaus und die Hauptkirche.
Die Einkaufsstraße endet an der Plaza de Almeda. Hier gibt es ein maritimes Museum, das unter dem
Nachbau der Santa Maria gelegen ist. Mit der Santa Maria ist Columbus 1492 nach West Indien
aufgebrochen.
Die übrige Zeit verbringen wir mit Bootspflege, Rumpf und Wasserpass werden geschrubbt und Tom bringt
Curryklemmen an unsere Umlenkblöcke an. Damit können wir zum einen unsere Baberholer fürs Spi
festsetzen, aber auch den Bullenstander für‘s Groß aus dem Cockpit bedienen.
Die Planung steht, am Mittwoch, den 14.04. soll es losgehen nach Madeira. Die ersten 40h sollen wir
einen Nordwestwind mit 4 Bft. Bekommen, der in der Nacht zum Freitag auf Nordost dreht, so dass wir mit
Amwindkurs nach Madeira kommen. Die Welle soll mit 1,60-1,90m auf 10 Sekunden moderat sein. Hajo kocht
vor, aufwärmen geht auf See immer einfacher als komplett kochen. Es gibt Chilli und Schaschlik. Satt
werden wir auf jeden Fall.
Um 07:30h wird es hell und wir verlassen den Hafen von La Palma, genau richtiges Timing, als wir grade
um die Ecke biegen kommt der Bananendampfer und wir hätten unsere Abfahrt eine Stunde verschieben
müssen. Bye,Bye La Palma. Nach 2 Stunden unter Motor haben wir den Windschatten der Insel verlassen und
können Segel setzen. Der Wind ist etwas früher als Gedacht, was uns aber ja in die Karten spielt.
Außerdem kommt er weiter westlich, d.h. wir können den Kurs weiter nördlich nehmen, dass kann uns später
helfen.
Tatsächlich kommt der Wind zum Abend und in Laufe der Nacht immer weiter nördlich, statt dem geplanten
Kurs von 023° müssen wir nun fast 40° anlegen. Kurz vor Mitternacht dringen quietschende Geräusche ins
Cockpit. Fu..k! Den Linearantrieb des Autopiloten hat es gerissen. Im Dunkeln die Windfahne zu montieren
ist uns zu gefährlich, wir steuern die Nacht von Hand. Hoch am Wind ist das Steuern mit der
Atlantikwelle und dem sturen Blick auf die Instrumente erheblich anstrengender als gedacht. Länger als
1,5h kann man sich nicht konzentrieren, d.h. viel Schlafen ist nicht drin. Um 7:00 wird es wieder hell.
Das Steuern wird angenehmer, man sieht die Wellen auf sich zukommen und kann schon vorher gegensteuern.
Die Wellen sind höher und steiler als vorhergesagt, der Wind kommt jetzt eher aus NNE und unser Kurs
geht teilweise bis auf 60°. Wir wollen aber den 9:00h Wetterbericht abwarten, bevor wir auf die Kreuz
gehen. Tom probiert zunächst die Ruderwirkung vom Hydrovane. Die Steuerwirkung ist überraschend gut und
so wird auch die Windfahne montiert. Ausgerichtet in den Wind wird das Hauptruder festgesetzt und die
Hydrovane aktiviert. Nach der ersten Welle, die nur 10 Sekunden auf sich warten ließ, liegt die
Windfahne auf der der falschen Seite und richtet sich nicht mehr auf. Wir greifen von Hand ein. Das
Ganze wiederholt sich noch 2-mal. Hätten wir mal den Ratschlag befolgt, die Hydrovane bei ruhigem Wetter
auszuprobieren. Wir fügen uns in unser Schicksal uns steuern weiter von Hand.
Die Sonne scheint, zumindest das versöhnt.
Der neue Wetterbericht ist heruntergeladen und verheißt nichts Gutes. Mit den geänderten Windvorhersagen
müssen wir deutlich weiter vom Kurs abweichen. Unser neues ETA ist Samstag, 17.04. 18:00h. 24h länger
Segeln und ohne Autopilot. Tom streikt und wirft Donnerstag um 10:00h den Motor an. Auf direktem Weg
sind es noch 140 sm, Strömung und Welle klauen uns fast 1,5 kn Fahrt und so nehmen wir mit 4,5 kn
direkten Kurs auf Funchal. Auch nach der neuesten Wettervorhersage hätte der Wind Donnerstagnacht auf
Nordost drehen sollen, hat er nicht immer noch Nord. Alles richtig gemacht. Erst gegen Freitagmittag
dreht der Wind und wir können wieder segeln. Immer noch hoch am Wind und Kurs 10° an Funchal vorbei.
Sowohl Hajo als auch Tom sind übermüdet, wir holen die Segeln ein. Hierbei zeigt sich die Müdigkeit,
irgendwie haben sich die Schoten mit dem Segel aufgedreht – keine Ahnung wie. Das Segel geht weder auf
noch komplett zu. Tom zieht die Backboardschot nach vorne. Die Schoten lassen sich nicht mehr komplett
lösen aber soweit aufziehen, dass der Rest des Segels aufrollt. Den Rest können wir im Hafen erledigen.
Um 19:00 funken wir den Hafenmeister an und erbitten Einfahrtserlaubnis. Die erforderlichen PCR Tests
hatten wir bereits in La Palma machen lassen und vorschriftsmäßig in Madeira Safe hochgeladen. Zunächst
müssen wir aber unsere Papiere und die Testergebnisse per WhatsApp an die Policia Maritim schicken. Nach
einer Stunde Wartezeit, es ist jetzt 20:30h, erhalten wir die Info, das unsere Test nun zum Validieren
an die Health-Authority weitergeleitet wurde, obschon das Ergebnis in Madeira Safe bereits validiert
war. Nach einer weiteren Stunde kreuzen im Hafen funken wir den Hafenmeister an und erhalten den Rat
doch besser vor Anker zu gehen, heute werden wir keine Antwort mehr bekommen. Beim Wenden im Hafen um
zum Ankerplatz zu kommen drückt Tom nochmal kurz auf das Bugstrahlruder. KLACK. Nun rührt sich nichts
mehr.
Im Dunkeln geht’s zum Ankerplatz, Im zweiten Versuch sitzt der Anker, mit 9,40 m Kette laut Zählwerk,
bei 13,70 m Wassertiefe. Das kann nicht sein. Egal. Wir haben den Anker mit 2000 Touren nach hinten
gezogen, die Kette hat nicht geruckelt. Ein Blick in den Ankerkasten verrät dass fast die gesamte Kette
draußen ist. Noch einen Absacker und dann ins Bett.
Wir schlafen ganz hervorragend. Am nächsten Morgen genießen wir den Kaffee und stellen die Vorteile des
Ankerliegens fest. Tom fängt an, das Genua zu richten und entdeckt dabei das Dilemma, weshalb das
Bugstrahlruder streikt. Die Genuaschot, die Tom zum Bergen der Genua nach vorne geholt hat ist
irgendwann ins Wasser gefallen und blockiert nun den Propeller. Zwischenzeitlich erhalten wir von der
Policia Maritim die Erlaubnis anzulanden. Wir funken den Hafenmeister an, schildern unser Problem mit
dem Bugstrahlruder und fahren mit dem Dinghi zum Hafen um unseren Liegeplatz in Augenschein zu nehmen.
Der liegt günstig, das geht auch ohne Bugstrahl. Am Sonntag, den 18.04. wollen wir dann vom Ankerplatz
aus umlegen. Einen Abend wollen wir noch die Ankerbucht bei Rotwein und Schaschlik verbringen. Am
Nachmittag kann Hajo aus dem Wasser heraus die Schot freischneiden, leider ohne das erhoffte Ergebnis,
der Propeller dreht nicht mehr mit, lässt sich aber noch bewegen.
Wir vermuten, dass der Scheerstift am Propeller gebrochen ist, daher geht Hajo tauchen und schafft es
den Propeller abzubauen. Inklusive Scheerstift alles in o.k. Wir recherchieren im Internet und finden
einen weiteren Scheerstift, der Elektromotor und Getriebe miteinander verbinden. Hierzu muss der
Elektromotor abgebaut werden, was im Wasser möglich ist. Thanks God, Ursache gefunden. Wir sind
Glückskinder, zufällig hat der Zubehörhändler im Hafen ein Ersatzteilset vorrätig. In 2km Entfernung
konnten wir die Tauchflasche wieder füllen lassen, die war zwischenzeitlich leer. Am nächsten Tag baut
Hajo den gereinigten und mit Antifouling versehenen Propeller wieder ein, der Scherstift wird getauscht,
alles wieder zusammen gebaut und das Bugstrahlruder läuft wieder. Beim nächsten Mal wird erst der obere
Scheerstift kontrolliert, man lernt immer dazu.
Die zweite große Baustelle ist der Linearantrieb. Dieser sitzt in der Achterkajüte unterm Bett. Der
Antrieb ist mit Bolzen und Sicherungsstift gehalten, der Ausbau insofern einfach. Nach einer Investition
von 26,99 für eine Sprengringzange ist der Antrieb auch schnell zerlegt und die Ursache des Quietschens
gefunden, die Zahnräder des Planetengetriebes sind an den Bolzen ausgeschlagen und greifen nicht mehr
sauber in das äußere Zahnrad. Bei dem Linearanrtieb handelt es sich um einen Autohelm Typ1, dieser wird
heute durch Raymarine nicht mehr repariert und auch Ersatzteile gibt es angeblich nicht mehr. Bei einem
spanischen Zubehörhändler haben wir aber ein Reparaturset für den Raymarine Linearantrieb Heavy Duty
gefunden. Die benötigen Zahnräder scheinen identisch. Für gute 200 EUR ist das Set nun auf dem Weg zu
uns.
Selbst wenn wir den alten Antrieb Baujahr 1988 reparieren können, wird er den Rest seines Lebens nur
noch als Ersatz in der Backskiste verbringen. Ein neuer, etwas robusterer Antrieb ist ebenfalls auf dem
Weg zu uns. Wir warten auf unsere Pakete. Unsere weitere To Do Liste ist lang, wir sind jetzt fast ein
Jahr unterwegs, die normale Wartung holt uns ein:
Abdichten DS-Fenster Mitte und Bb, Abdichten Umlenkblock Stb, Stopfbuchse Ruder Kontrollieren, Schalter
Ankerlicht erneuern, Wantenspannung kontrollieren, Leinen waschen, Fender putzen, Winschen fetten,
Furlex fetten, diverse Holzteile schleifen und lackieren, Kompassmembran erneuern, Steuerung
kontrollieren und fetten, Blöcke schmieren, Rettungswesten prüfen,……
Schöne Bilder gibt es noch von den Rettungswesten, Mobs rausgebaut, Patronen gewogen und Westen
aufgepustet.
Die meisten Arbeiten sind Ende erledigt, wir wollen die restliche Zeit nutzen und Funchal anzuschauen.
Am 6.Mai gibt es ein paar Wochen Heimaturlaub. Hierfür müssen wir unser Boot in eine andere Marina
umlegen, die Marina in Funchal akzeptiert keine „zurückgelassenen" Boote.